■ Vorschlag: Der Frosch als Master of Ceremony: Die Nächte des Herrn Kröte
Einem Comic-Frosch fällt allerhand Possierliches ein, während er nach Manier kosakischer Tänzer auf und ab hüpft. Blitzschnell wechseln seine Gedanken, die in Form kleiner Bildchen über ihm erscheinen. Sogar eine Königskrone ist dabei: Das Fröschlein will hoch hinaus. Seiner Natur gemäß springt es gegen eine Wand, prallt ab, rappelt sich wieder auf, lächelt und wird schließlich von einem Bildkader zermatscht. Der Zeichner hatte das letzte Wort.
Solche absurden Minicomics sind in Frankreich sehr beliebt und dort sogar auf den Leinwänden der großen Pariser Cinémas zu sehen, als Lückenfüller zwischen den Werbeclips. So ähnlich wie bei uns die Mainzelmännchen im Fernsehen. Daß wir die gezeichnete Kröte nun auch auf einer Berliner Leinwand begrüßen dürfen, verdanken wir Bertrand Monthuir. Er hat ein Kurzfilmprogramm zusammengestellt, in dem die Comic-Kröte vor jedem einzelnen Beitrag zu sehen ist und durch das Programm führt. Damit tourt er zur Zeit durch Deutschland und ist vom 12. bis zum 18. März Gast im Eiszeit Kino.
Die Kurzfilme sind spanischer, britischer, französischer und ukrainischer Provenienz und bieten dem Betrachter ein Wechselbad der Gefühle, das Kindlich-Poetisches neben Schreckensvisionen reiht. So erzählt „Toro de nuit“ im Bilderbuchstil die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich in eine Rolle als Torero hineinträumt und eine wunderbare Freundschaft mit einem Stier schließt, und Juri Tscherenkows mit dem Gläsernen Bären ausgezeichneter Zeichentrickfilm „Der große Zug“ beobachtet die Fährnisse eines Vogelschwarms beim Umzug in den Süden. Kugelrunde, putzige Federknäule tummeln sich da im sturmdurchrauschten Himmel.
Dazwischen eine Horrorvision: In dem französischen Film „3-direct“ von Myriam d'Onnaise muß ein Nachrichtensprecher den Tod seiner eigenen Frau bekanntgeben. Höhepunkt des Abends ist eine an Jeunet und Carot geschulte Filmphantasie (Regie: Vincent Mayrand), die sich vorstellt, daß in einem Paßfotoautomaten ein Fotograf säße, der regen Anteil am Liebesleben seiner Kunden nimmt... Allein dieser Film lohnt einen Besuch beim Kröterich. Christian Loeffelbein
Kurzfilmabend im Eiszeit Kino, 12.–18.3., 18.30 Uhr, Zeughofstr. 20
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