: Pförtner und Mieterräte sollen den Abriß verhindern
■ Präventionsrat Schöneberger Norden diskutiert mögliche Lösungen für den „Sozialpalast“
Bauliche Mängel, Kakerlaken, Kriminalität, fehlende Instandhaltung: Lassen sich solche Probleme nur durch einen Abriß lösen, wie ihn CDU-Fraktionschef Klaus- Rüdiger Landowsky fordert? Der Präventionsrat Schöneberger Norden suchte am Dienstag abend unter der Leitung von Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer (Grüne) nach anderen Lösungen für den „Sozialpalast“. Neben Vertretern von Hausverwaltung, Eigentümergesellschaft, Polizei und Wohnungsamt waren es vor allem Mieter, die die Diskussion bestimmten. Lautstark beklagten sie die zahlreichen Probleme: die mangelnde Sicherheit auf den unübersichtlichen Fluren zwischen den vielen Eingängen, das schlechte Wohnumfeld und die mangelnde Instandhaltung durch die Hausverwaltung.
Auch wenn die Polizei den Gebäudekomplex nicht als Kriminalitätsschwerpunkt ausmacht, berichten Mieter von häufigen Bedrohungen und Überfällen. Sie fühlen sich nicht sicher in dem Haus. Als erster Schritt wurde nun eine kleine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich um die Organisierung eines Wachdienstes kümmern soll. Tagsüber sollen Langzeitarbeitslose auf 620-Mark-Basis oder ABM-Kräfte, in der Nacht professionelle Wachschützer diesen Dienst versehen. Die Einrichtung von Pförtnerlogen an den Aufgängen wurde von der Eigentümergesellschaft jedoch als zu teuer abgelehnt.
Vielen Mietern reichen die Maßnahmen nicht. Nicht wenige beteuern, daß sie gerne in dem Haus wohnen. Sie wollen, daß es wieder so wird wie vor 1990, als es kaum Probleme gegeben habe. Sie meinen, daß sich das Sicherheitsproblem von alleine lösen würde, wenn sich die Mieter wieder offener im Gebäudekomplex und seinen Außenanlagen bewegten. Eine zweite Arbeitsgruppe will die dafür notwendige Aufwertung des Wohnumfeldes angehen. Dazu soll unter anderem eine Außenwandbegrünung dienen. Darüber hinaus will die Hausverwaltung eine regelmäßige Sprechstunde im Gebäude einrichten. Auch die Polizei erklärte, in Schwerpunktzeiten präventiv vor Ort sein zu wollen.
Auf der nächsten Sitzung will der Präventionsrat über die Einrichtung von Mieterräten debattieren. Auch sonst mangelt es nicht an Lösungsvorschlägen. Sie reichen von der baulichen Trennung der einzelnen Blocks über eine bessere Instandhaltung des Komplexes bis zur Einrichtung von Freizeitanlagen und der Umgestaltung der tristen Innenhöfe. Offen bleibt nur, wer derartige Maßnahmen bezahlen soll. Die Eigentümergesellschaft will die Kosten jedenfalls nicht übernehmen. Ihr Geschäftsführer Klaus-Peter Fritsch rechnete am Dienstag abend immer wieder vor, warum er gerade dafür kein Geld habe.
Die bei dem Treffen des Präventionsrates anwesenden Mieter waren nicht nur über Klaus-Peter Fritsch verärgert. Die meisten Mieter empfinden den Abrißvorschlag Landowskys als den größeren Affront. Auch Schönebergs Bezirksbürgermeisterin Ziemer bezeichnete Landowskys Polemik am Dienstag als „idiotische Verknüpfung der bestehenden Probleme mit dem Haus und seinen Mietern“. Tobias Singelnstein
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