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Aus heiterem Himmel

■ Sei bereit: Nie ohne Schirm aus dem Haus gehen!

Sommer. Sonne. Speiseeis. Es wird eine schöne Zeit, es wird die schönste Zeit gewesen sein. Die Erde dampft. Die Kleiderordnung lockert sich. An heißen Tagen locken die Badeseen. In lauen Nächten lauert die Sünde. Und die Regenschirme sehen im Sonnenlicht ganz akkurat aus. Wer wird sich nicht gern daran zurückerinnern!

Moment! Regenschirme? Doch, doch, Regenschirme. Wie die beiden, diesen Zeilen beigefügten und – wir schwören! – nicht gestellten Fotos beweisen, gehen gestandene Hanseaten durchaus nicht ohne aus dem Haus. Und im Hochsommer schon gar nicht. Nach dem Mottto: Und sei es noch so heiß, wir tragen den Schirm mit Fleiß.

Und das macht, ohne Vorurteile besehen, ja auch Sinn.

Denn erstens trägt sich so ein Regenschirm im Sommer bei Windstille natürlich viel einfacher als etwa im Herbst, wenn Stürme die Stadt durchtosen. Zweitens kann man nie wissen. Drittens würde so ein Sommerregen, sollte er denn kommen (man weiß ja nie!), uns naturgemäß sehr viel mehr durchnässen als ein ordinäres Frühjahrsgeplätscher. Auf das wäre man ja vorbereitet, während ein Schauer aus heiterem blauen Himmel einen ohne Schirm doch arg überraschend träfe. Viertens sollte man seinen Regenschirm nie einfach zu Hause in einer Ecke der Wohnung stehen lassen. Nachher hat man ihn irgendwo hingestellt, wo man ihn nicht wiederfindet, und dann ist er natürlich weg. Fünftens bleibt man, wenn man den Schirm auch im Sommer trägt, für die restliche Jahreszeit in Übung. Sechstens hat man im Herbst, wenn man sich hinter dem Schirm mürrisch gegen das Unwetter vorwärtsschiebt, etwas, an das man sich gern erinnert – daran, wie kregel doch der Schirm im Sommer am Arme baumelte. Und siebtens kann man nie sicher sein, was für Dienste so ein Schirm noch zu leisten vermag, bei der Abwehr von Hunden etwa.

Quod erat demonstrandum. Übrigens sind Schirme im Schlußverkauf ungewöhnlich preisgünstig.

Dirk Knipphals

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