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Kubas Organisator des Revolutionsexports

■ Der kubanische Comandante Manuel Piñeiro, einer der alten Mitstreiter Fidel Castros und Che Guevaras, ist gestorben. Er hatte den Geheimdienst aufgebaut und Guerillas in aller Welt unterstützt

San Salvador (taz) – Sein Beruf brachte es mit sich, daß man ihn kaum kannte: Manuel Piñeiro Losada war Fidel Castros oberster Revolutionsexporteur. Berufstypisch bewegte er sich vorwiegend im Hintergrund. Auf Kuba war er eher unter seinem Spitznamen „Barba Roja“ (Rotbart) bekannt, und von dem waren mehr Legenden im Umlauf als präzise Informationen. Am Donnerstag starb Piñeiro am Steuer seines russischen Lada, zwei Tage vor seinem 65. Geburtstag. Man geht davon aus, daß der Diabetiker auf dem Rückweg von einem Empfang des mexikanischen Botschafters einen Schwächeanfall erlitt und verunglückte.

Der Legende nach kam Piñeiro am 14. März 1933 auf einem Verkaufstisch für Kaffee zur Welt. In derselben Nacht soll ein Hurrikan über die Insel gefegt sein.

Dabei kam Piñeiro nicht aus schlechten Verhältnissen. Der rothaarige Sohn galizischer Einwanderer konnte es sich leisten, in den USA zu studieren. Von dort kam er mit revolutionären Ideen zurück. Nach ein paar eher anarchistischen Sabotageakten in Havanna schloß er sich 1957 Castros Guerillatruppe in der Sierra Maestra an.

Dort soll er Ernesto Che Guevara gefürchtet haben. Die Legende will, daß Piñeiro einmal dabei war, wie der argentinische Arzt und Guerillero einen Genossen mit der Beißzange von einem schmerzenden Backenzahn befreite. „Ich will nie dem Che in die Hände fallen“, soll „Barba Roja“ gesagt haben. Und fortan habe er nie mehr Zahnschmerzen verspürt.

Nachdem Diktator Fulgencio Batista vertrieben worden war, wurde Piñeiro für zwei Jahre Militärchef der Provinz Oriente. Von 1961 an widmete er sich dem Aufbau des Innenministeriums, wurde dessen stellvertretender Minister und Chef von Geheimdienst und Staatssicherheit. In dieser Funktion koordinierte er die Abenteuer des Che im Kongo und dessen gescheiterten Versuch, in Bolivien eine Guerilla aufzubauen. Ihn traf es auch, Fidel Castro die Nachricht vom Tod des Musterrevolutionärs zu überbringen.

John Lee Anderson, der US- amerikanische Biograph Che Guevaras, nannte Piñeiro „die graue Eminenz der kubanischen Hilfsagentur für Guerillabewegungen“. Er war Kubas erster Ansprechpartner für Befreiungsbewegungen aus aller Welt. Nicaraguas Sandinisten verhandelten mit ihm genauso wie die FMLN aus El Salvador oder die MRTA aus Peru. Seit 1975 tat er das nicht mehr als Minister, sondern als Abteilungsleiter im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei. Im Oktober 1997, beim Fünften Parteikongreß, schied er wegen seiner Diabetis aus.

Piñeiro war mit der chilenischen Journalistin Marta Harnecker verheiratet. Viele ihrer hintergründigen Interviews mit lateinamerikanischen Guerillaführern gingen auf Kontakte zurück, die „Barba Roja“ eingefädelt hatte. Toni Keppeler

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