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Mobilmachung in Nord-Korea

Mit verschärfter Rhetorik leitet Nord-Korea vor den neuen Friedensgesprächen am Montag ein großes Militärmanöver ein. Süd-Korea reagiert auf die Drohungen gelassen  ■ Von Sven Hansen

Berlin (taz) – Im kommunistischen Nord-Korea ist gestern die Mobilmachung der gesamten Bevölkerung angeordnet worden. In der Hauptstadt Pjöngjang heulten die Sirenen zu einer Luftschutzübung, Bewohner eilten in Schutzräume. Süd-Koreas Regierung reagierte jedoch gelassen. Dabei konnte in der Nacht zu gestern eine Gruppe nordkoreanischer Soldaten erst durch Warnschüsse aus der entmilitarisierten Sicherheitszone zwischen den beiden Staaten vertrieben werden. Seoul sieht die Mobilmachung als Teil gewöhnlicher Militärübungen. Süd-Koreas englischsprachige Tageszeitungen Korea Herald, Korea Times und Chosun Ilbo erwähnen die Mobilmachung in ihren heutigen Internetausgaben nicht einmal.

Nord-Korea begründete gestern die Mobilisierung mit einer angeblichen Verstärkung der US- Truppen in Süd-Korea. Der nordkoreanische Vizeaußenminster Le In Gyu sagte gestern vor ausländischen Diplomaten in Pjöngjang, daß die Vierergespräche, die am Montag in Genf zwischen den beiden koreanischen Staaten, den USA und China fortgesetzt werden sollen, nur ein Vorwand seien, „um uns anzugreifen“. Dahinter steckten vielmehr „unheilverkündende geheime militärische Manöverbewegungen“. Es gebe eine Kampagne, die unter dem Vorwand, Nord-Korea wolle mit einer Provokation von seiner Nahrungsmittelkrise ablenken, zu einem Präventivschlag gegen den Norden aufrufe. Le sagte, die gegenwärtige Situation sei so ungewöhnlich, „wie sie nur vor einem Krieg gefunden werden kann“.

Über die Lage in Pjöngjang liegen widersprüchliche Berichte vor. Die Deutsche Welthungerhilfe, die in Pjöngjang ein Büro unterhält, erklärte, von der Mobilmachung sei in der Hauptstadt nichts zu bemerken. Für Ausländer würden allerdings noch strengere Bestimmungen gelten als sonst. Allem Anschein handele es sich um eine übliche Maßnahme, die am 6. März in der Parteizeitung verkündet und erläutert worden war.

Agenturmeldungen zufolge gibt es in Pjöngjang Straßenkontrollen, und an strategisch wichtigen Punkten sind Militärfahrzeuge postiert. Die chinesische Agentur Xinhua beschrieb die Lage als „relativ angespannt“. Ein UN-Vertreter äußerte sich in Pjöngjang besorgt darüber, daß das Ende der Mobilmachung als offen bezeichnet worden sei. Dies bedeute, daß es sich nicht um normale Manöver handele.

Im Hinblick auf die am Montag in Genf beginnenden Vierergespräche fanden gestern in der Außenstelle der US-Botschaft in Berlin Vorgespräche zwischen Vertretern der Vereinigten Staaten und Nord-Koreas statt. Einzelheiten wurden nicht bekannt.

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