Kommentar: Intendantenjagd
■ Vorgeschobene Kritik an Klostermeier
Die Diskussion um die Zukunft von Radio Bremen artet zum echten Kuddelmuddel aus, in dem persönliche Aversionen, Organisationserwägungen und politische Interessen gnadenlos vermengt werden. Und das ist angesichts der Probleme des Senders einigermaßen katastrophal.
Alles entzündet sich an der Person des Intendanten, der eben kein echter Intendant ist, sondern nur „primus inter pares“im gleichberechtigten Direktorium. Ausgerechnet jene Politiker aus CDU und Teilen der SPD, die einen weisungsbefugten Chef an der Sender-Spitze sehen wollen, demontieren Karl-Heinz Klostermeier. Wer soll den Mann jetzt noch ernst nehmen?
Aber nicht sachliche Argumente wie die vermeintliche Führungsschwäche des Intendanten und die verschleppten Reformvorschläge der senderinternen Zukunftskommission sollen der Anlaß sein, um sich von Klostermeier zu trennen und die Frage „Direktorium oder starker Intendant“politisch zu entscheiden. Stattdessen bemühen die Kritiker einen verbalen Fehltritt, um ihre Rücktrittsforderung zu begründen. Dabei ist es zweifelhaft, ob die Zwei-Drittel-Mehrheit im Rundfunkrat zusammenkommt, die für eine Abwahl nötig ist. So dürfte Klostermeier im Amt bleiben – weiter geschwächt und immer weniger in der Lage, die Anstalt zu führen, wie es dieselben Leute von einem Intendanten erwarten. Joachim Fahrun
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