: Castor-Gegner von der Schiene auf die Straße
■ Deutsche Bahn will Bauern und ihre Trecker nicht zur Anti-Castor-Demo beförden
Bei der Deutschen Bahn AG gab es für zahlende Kunden bislang eine erste und eine zweite Klasse. Neuerdings gibt es noch eine weitere: die Klasse derer, die gar nicht mitfahren dürfen, obwohl sie den vollen Fahrpreis zahlen wollen. Die Bäuerliche Notgemeinschaft gehört dazu. Die atomkraftablehnenden Landwirte aus dem Wendland wollten für dieses Wochenende einen Sonderzug nach Ahaus im Münsterland (siehe überregionale taz) chartern, um dort gegen den geplanten Castor-Transport zu demonstrieren. Auf dem Zug wollte die Gemeinschaft 50 Traktoren transportieren. Doch die Bahn weigert sich, den Bauern ein Kostenangebot zu unterbreiten – was einer Ablehnung gleichkommt.
„Politisch grotesk“sei dieses Verhalten, empört sich die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. „Faktisch“unterbinde die Bahn als „Monopolist“damit die Teilnahme der BäuerInnen. „Wir sind ein Transportunternehmen und wollen das nicht begründen“, wand sich gestern Bahnsprecherin Sabine Großkopf. Die Kriterien bei der Kundenauswahl seien „intern“. Also keine politischen Gründe? Großkopf: „Die einzigen Gründe sind: Wir wollen Geld verdienen.“Das stimmt. Viel Geld zum Beispiel verdient die Bahn mit dem Transport von deutschem Atommüll in englische und französische Wiederaufarbeitungsanlagen.
Da kann es sich das einst staatseigene Unternehmen, das vor seiner Reform noch schnell vom Bund entschuldet werden mußte, offenbar leisten, auf Schienen-Kunden aus dem Wendland zu verzichten: „Im Güterbereich schreiben wir schwarze Zahlen“, so Bahnsprecher Michael Adam. Dem Bundesverkehrsministerium „steht es nicht an, die Entscheidung der Bahn zu kommentieren“, sagte Sprecher Volker Mattern. Generell solle sich das Unternehmen aber bemühen, „mehr Güter auf die Schiene zu kriegen“. Andererseits sei es „nachvollziehbar“, daß die Bahn „sich nicht darum drängt, eine Demo zu unterstützen, die sich auch gegen die Bahn richtet“.
Der Mainzer Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) kritisierte die „unternehmerische Fehlleistung“: „Jedes normale Unternehmen freut sich über Aufträge“, schimpften die 600 Atomkraftgegner aus CDU und CSU. Die Bahn gehöre „längst zum nuklearen Komplex“.
Die Bäuerliche Notgemeinschaft zockelte gestern trotzdem nach Ahaus – mit einem Traktor auf einem Hänger. Heike Haarhoff
heute: Anti-Castor-Demo in Uelzen, 15 Uhr, Hammersteinplatz
morgen: 12 Uhr Demo vor dem Hauptbahnhof Münster.
* Mit dem Bus um 6 Uhr ab Lüneburg, Sülzwiesen, 35 Mark (25 erm.) % 04131/ 48599
* Mit dem 35-Mark-Ticket der Bahn: Züge ab Hamburg-Hbf: 6.22, 7.22 Uhr.
* Mit der BI Lüchow-Dannenberg im Bus, 5 Uhr ab Lüchow, 40 Mark, % 05841/ 4684
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