: Antworten auf Letzte Fragen
Sind die Leute so, weil sie so aussehen, oder sehen Leute so aus, weil sie so sind? (14.3. 98)
Beides.Uwe Schmitter
Alles Lug und Trug! Die Leute sind gar nicht so, wie sie aussehen! Sie sind ganz ganz anders!Gerrit Wiebe, Hamburg
Da das Aussehen fast beliebig veränderbar ist, ist es eine reine Geschmacksfrage, wie jemand aussieht. Der Geschmack hängt wiederum davon ab, wie jemand ist. Also sehen Leute so aus, wie sie sind.Michelle Hildebrandt, Lübeck
Es sind weder alle Leute so, wie sie aussehen, noch sehen alle Leute so aus, wie sie sind. In den seltenen Fällen, in denen Leute so aussehen, wie sie sind, oder so sind, wie sie aussehen, kann man davon ausgehen, daß es sich um einen reinen Zufall handelt. Viel interessanter wäre es, der Frage nachzugehen, warum die meisten Leute nicht so sind, wie sie aussehen bzw. umgekehrt. Hier spielen die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung eine Rolle: Beschriften wir die x-Achse zweier Koordinatensysteme (für Aussehen und „Sein“) mit „langweilig ... normal ... verrückt“ und die y-Achse mit der entsprechenden Wahrscheinlichkeit, so wird der Graph im Idealfall eine Gaußsche Glockenkurve sein: „Normal“ ist der wahrscheinlichste Zustand. Nehmen wir an, daß folgende Wahrscheinlichkeitsverteilung vorliegt: langweilig 25 Prozent, normal 50 Prozent und verrückt 25 Prozent. Nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Mensch mit normalem Aussehen auch normal ist, nur 25 Prozent und ist damit also schon relativ gering. Noch geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein verrückter/langweiliger Mensch auch verrückt/langweilig aussieht. Sie beträgt nur 6,25 Prozent. Damit ist dieser Fall recht unwahrscheinlich.Jens Müller, Kaltenkirchen
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Wie herum soll man Klopapierrollen aufhängen: so, daß sie nach vorne abrollen oder nach hinten zur Wand? (14.3. 98)
Kommt ganz darauf an. Darauf nämlich, ob man eine Rolle gekauft hat, die entweder gern Vorwärts- oder lieber Rückwärtsrollen macht. Beide Rollentypen legen akkurat das Kinn auf die Papierbrust, dann jedoch mögen die einen es, auf dem puscheligen Toilettenteppich nach vorn abzurollen, die anderen hingegen nach hinten zur Wand. Letztere sind also gewandter, nicht aber scheu, sondern ebenso mutig wie die „Vorwärtsrollen“! Eine entscheidende Rolle spielt also auch die Größe des Bades, denn die ausgelassenen „Vorwärtsrollen“ brauchen Raum, wenn sie Purzeli quer durchs Bad machen und sich dabei nicht stoßen sollen. Die „Rückwärtsrollen“ indes jauchzen, wenn sie durch den sanften Druck der Wand zum Stehen gebracht werden.Claudio Gutteck, München
Klopapierrollen sollte man grundsätzlich immer nach vorne abrollen können. Erstens ist das abzureißende Papierende so bis zu zehn Zentimeter (bei voller Normalrolle) näher am Benutzer, Kinder und andere kleine Menschen müßten andernfalls möglicherweise den Sitz verlassen. Das ist nicht nur aus Bequemlichkeitsgründen unangenehm. Zweitens haben viele Klorollenhalter einen Andruckdeckel, der ein zu schnelles Abrollen des wertvollen Putzgutes verhindern soll. Hängt man die Rolle nun mit dem Abreißende zur Wand auf, arbeitet dieser Deckel entgegengesetzt zur Ziehrichtung, was das Herausziehen des Papiers unnötig erschwert und zu vorzeitigem Abreißen führen kann. Außerdem werden die einzelnen Papierlagen mehrlagigen Toilettenpapiers so stärker auseinandergeschoben, was manchmal zu langwierigen Bastelarbeiten führt. Drittens stehen viele Klos im Badezimmer, dessen Wände durch die dort herrschende hohe Luftfeuchtigkeit leicht beschlagen, und das verkehrt herum (!) hängende Papier wird naß.Christoph Hobohm, Köln
Um Godswuin, Klorollen hängt man doch nicht auf! Die werden auf die Hutablage des Autos gelegt und erhalten ein handgehäkeltes Häubchen, damit sie im Winter nicht frieren und im Sommer keinen Sonnenstich bekommen.Johann Jakob Weinzierl
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Warum heißt ein Dietrich Dietrich? (28.2. 98)
Leute mit dem Namen Dietrich standen früher, so in den 20er, 30er Jahren im Geruch der Vorwitzigkeit, jedenfalls in Berlin und ohne Zweifel aufm Wedding, Schulzendorfer Ecke Müllerstraße. Da nun auch die Benutzung eines Instruments anstelle eines Schlüssels zur erlaubten oder unerlaubten Öffnung von Türen von einer gewissen Vorwitzigkeit zeugte, lag es nahe, daß dieses Instrument zu dem schönen deutschen Namen „Dietrich“ kam.Klaus W. Kowol, Gummersbach
Das liegt am Patriarchat! Ich jedenfalls heiße Dietrich, weil mein Vater Dietrich heißt. Sonst könnte ich womöglich den schönen hugenottischen Namen meiner Großeltern führen, der vom Aussterben bedroht ist. Ein Umstand, der meine Oma bisweilen traurig stimmt. Eine andere Erklärung wäre, daß mir alle Türen offen stehen – dem ist aber erfahrungsgemäß nicht so!Dr. Thomas Dietrich, Berlin
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Woher kommt der Ausdruck „Pappenheimer“? (14.3. 98)
Im Gegensatz zum Wolkenkuckucksheim ist ein Pappenheim zwar von dieser Welt, doch leicht gebaut und deshalb erschütterbar – eine unsichere Behausung also. Dem entsprechen die Bewohner, die Pappenheimer: Den Unbillen des Lebens ungeschützter als andere ausgesetzt, stehen sie für die Gefährdetheit des Menschen schlechthin. Klingt gut?
Ist aber Quatsch! Tatsächlich stammen die Pappenheimer der geläufigen Floskel aus einem der großen Zitat-Steinbrüche der Literatur. Nein, „Hamlet“ ist es nicht, „Faust“ auch nicht, sondern Schillers Wallenstein-Trilogie, deren letzter Teil „Wallensteins Tod“. Im 15. Auftritt des 3. Aufzuges sagt Wallenstein jenen berühmten Satz: „Daran erkenne ich meine Pappenheimer.“ Gemeint sind die Kürassiere des Pappenheimer Regiments.Rainer Poerzgen, Lüneburg
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Woran erkennt man einen Mann? (7.3. 98)
Männer sind verständnisvoll. Man kann stundenlang mit ihnen Klamotten einkaufen oder telefonieren, im Café sitzen und tratschen, Kuchen backen, Kuchen essen, Haare färben oder sich ganz einfach in den Arm nehmen lassen und ihnen das Herz ausschütten. Ihre Lippen sind versiegelt. Man kann mit ihnen über den Sinn des Lebens philosophieren, am besten bei einem Glas Rotwein, oder gemeinsam das Latinum bestehen. Wenn Männer so sind, dann heißen sie Paul. Und Paul ist schwul. Schade.Katrin Thomas, Heidelberg
Wer einmal die Kelly-Family gesehen hat, weiß, daß man ein männliches Wesen (oder was sich so nennt) nicht immer erkennt.Jens Müller, Kaltenkirchen
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Warum schläft das Huhn auf der Stange? (7.3. 98)
Eine Problemlösung der Natur anläßlich des 1. Weltfrauentages im Miozän, um es vor den Nachstellungen des Hahns zu bewahren. Das Huhn, nachgerade die Versinnbildlichung des Feminismus (vgl. Redensarten wie „Dummes Huhn!“), sitzt und schläft deshalb auf der Stange, weil es sowohl das psychische wie physische Gleichgewicht verlieren würde, sollte der Hahn sich zu einer Nach- bzw. Oberstellung erfrechen. Der Hahn weiß das und läßt es also bleiben. Eine wirtschaftliche Konsequenz der Stangenhockerei sind die hohen Eierpreise, weil die meisten Eier nach dem Herabfallen kaputtgehen. Der wirtschaftliche Aspekt blieb im Miozän jedoch unbeachtet.Hans-Ulrich Nolte, Berlin
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