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Der Tanz der Betonburgen

■ Die Vorschau: Bei „Der Urknall“laden ungezählte Crews zum Hip Hop ins „Tivoli“

Die Kunstkritik beklagt derzeit ein auffälliges Deskilling, was so viel bedeutet wie eine Reduzierung auf Inhalte ohne handwerkliches Geschick. Die Kunst sitzt mahnend mit dem Feuilleton im Lehnstuhl, während ihre staubtrockenen Traditionen zerbröckeln, junge Menschen sich lustige Namen geben und die Bässe ihrer Ghetto Blaster lauter gedreht werden. Hip Hop ist die ursprüngliche Kultur der Fußgängerzonenkids aus den Betonburgen dieser Welt, und Bremen ist die Stadt mit der höchsten Grafitti-Dichte in der Republik. Die lebendige Straßenkultur braucht keine teuer subventionierten Prunkhallen, um toten, alten Männern die letzte Ehre zu erweisen. Die Stadt gehört ihr trotz SoKo Grafitti schon lange.

Heute abend laden verschiedene Crews zum Jam in's „Tivoli“um dort zu reimen und breaken und vielleicht den Urknall auszulösen, der die herrschenden Verhältnisse für immer beendet. Aber vergessen wir nicht die Aktivisten auf der Bühne: „Wild Style“machten 1997 auf der Breminale auf sich aufmerksam und verarbeiten auch Funk, Soul und Rock. „Wild Style – der Film“war 1983 der Auslöser, daß aus den Raps von Kurtis Blow oder der „Rock Steady Crew“eine kompakte Erlebniswelt geworden ist. Die „Bremer Rederei“bzw. der „No-Plan Clan“und „Loonatic Flava“sind noch von ihrem Konzert in der Buchtstraße in bester Erinnerung, und dazu wird sich auf der Bühne auch noch „Supastar“MC Matze K' gesellen. An den Tellern stehen die DJs Lord Vortex, Boogie und Rob-E, um das Fundament aus Bits und Beats zu liefern, und im angeschlossenen „Road House“beschallen Mick und effecs das Volk mit Drum'n'Bass. „Loonatic Flava“gehören zu den jungen Wilden, die man im Auge behalten sollte. Die smoothen Melodien von DJ Nayan Soukie und seinen Mannen sollen mit fettesten Beats schon so manchen Labelgreis zum wippen gebracht haben.

Nebenbei sind sie noch jung und machen sich schon Sorgen um den Nachwuchs. Vom 30. März bis zum 3. April leitet DJ Nayan Soukie deshalb mit „Zentrifugal“-Nachtschwärmer Bastian B. einen „Hip-Hop-WordShop“im Lagerhaus Schildstraße. MCs von 14 bis 18 Jahren können mit Bastian an Rhymes, Flows und Skills arbeiten, während Nayan sich auf die Mixer schauen lässt. Für drei Mark pro Nase können die Songs auch auf CD gebrannt werden, und ein Auftritt beim HipHop-Contest der Breminale wird in Aussicht gestellt. (Anmeldungen: MC StErn

heute, 21. März, 22 Uhr im Tivoli

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