: Der Hotelier bestimmt die Bauhöhe
■ Für das Ku'damm-Eck zieht Investor Grothe erneut eine Hochhaus-Alternative aus dem Hut. Der künftige Nutzer soll entscheiden, ob diese Variante oder der bereits genehmigte Flachbau gebaut wird. Bezirksplä
Die zukünftige Bebauung des Ku'damm-Ecks ist wieder offen. Der Investor Hans Grothe will, trotz einer mit dem Bezirksamt Charlottenburg abgestimmten Planung, an einer „Hochhausalternative“ festhalten. Im Rennen befindet sich für Grothe nicht nur der Entwurf des Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan (Gmp) für ein 44 Meter hohes Gebäude. „Ebenso relevant“, erklärte der Investor gegenüber der taz, sei ein neues Hochhaus des Berliner Architekten Jan Kleihues. Kleihues plant zur Zeit einen schlanken Geschäfts- und Hotelturm fast in der Höhe des Europa-Centers, der anstelle des 60er-Jahre-Baus am Kurfürstendamm entstehen soll. Mit diesem Vorstoß düpiert Grothe zugleich das Charlottenburger Bauamt, das für den Gerkan-Entwurf bereits eine Teilbaugenehmigung erlassen hatte.
Nach Ansicht von Grothe ist die Kleihues-Planung notwendig, um das Projekt optimal vermarkten zu können. „Entscheidend wird sein“, sagte Grothe, „welche Ansprüche der Nutzer stellt.“ Sollte sich bei den Verhandlungen mit einer amerikanischen Hotelgruppe herausstellen, daß diese mehr Renditechancen bei einem Hochhaus sähe, wäre der Gerkan-Entwurf vom Tisch. Grothe: „Beide Entwürfe sind noch im Gespräch. Wenn der Nutzer aber Kleihues will, dann ist es Kleihues.“
Der Investor wandte sich gegen Überlegungen, andere Mieter ins Gespräch zu bringen, für die der Gerkan-Entwurf genügen könnte. Es habe „keinen Zweck“, dort für Wohnungen oder Büros zu bauen, erklärte er. „Wohnungen rechnen sich nicht, und Büros stehen leer.“
Wenig erfreut von dem Grothe- Schwenk zeigte sich die bündnisgrüne Baustadträtin von Charlottenburg, Beate Profé. Es sei zwar „kein Geheimnis“, sagte sie, „daß am Ku'damm-Eck über Hochhäuser nachgedacht wurde“. Für den Bezirk Charlottenburg gelte aber die im November 1997 vorgestellte Gerkan-Planung. Für dieses Konzept, betonte Profé, sei eine Baugenehmigung erteilt worden. Die nun ins Spiel gebrachte Kleihues- Lösung sei hingegen nicht akzeptabel, da sich das Bezirksamt „gegen ein Hochhaus am Ku'damm-Eck“ entschieden habe. Profé erinnerte daran, daß der Bezirk die Hochhäuser am Kranzler- Eck und das „Zoo-Fenster“ abgelehnt hatte.
Die Baustadträtin wandte sich darüber hinaus gegen die Praxis von Investoren, mit Planungsänderungen und wechselnden Entscheidungen die Arbeitskapazitäten des Bezirksamts zu strapazieren. Für die Erteilung von Baugenehmigungen und Planungsänderungen würden zwar für Bauherren Gebühren fällig. Wenn wie am Ku'damm-Eck „aber alles anders und neu würde“, hätten die Verwaltungen umsonst gearbeitet. Baustadträtin Profé: „Auf Kosten der Steuerzahler muß so zusätzliche Zeit investiert werden, die viele Leute bindet.“
Als Beispiel führte die Baustadträtin das Verhalten der Berliner Volksbank an, für die das Bezirksbauamt die gesamte Genehmigungsplanung durchgeführt hatte. Nach deren Fertigstellung hätte sich die Bank entschieden, in das Brücken-Gebäude am Potsdamer Platz zu ziehen. Angesichts einer solchen Praxis sollte über andere Genehmigungsverfahren und deren Finanzierung nachgedacht werden, sagte Profé. Rolf Lautenschläger
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