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Langstreckenläufer

■ Räder heute, Folge eins. Welches soll's denn sein? Das richtige Rad für die Reise: hochbelastbar und schnell, aber kein Flattermann

Das harmlose mechanische Produkt Fahrrad wird zunehmend als High-Tech-Gerät ausstaffiert, der eigentliche unverwüstlich Diamant-Stahlrahmen wird durch Alu-„Gigatube“-Rohre und futuristische Federkonstruktionen ersetzt, die Modellvielfalt nimmt zu. Das einzige Rad fürs ganze Leben scheint megaout zu sein. Fahrräder werden heute nach ihren hauptsächlichen Einsatzzwecken definiert.

Der Typ, der noch am ehesten als Allrounder durchgehen könnte, ist das Trekking-Rad, auch Stadt- und Reiseräder sind alltagstauglich. Nicht ausgestattet nach den Vorschriften der Straßenverkehrszulassungsordnung sind dagegen reine Sportgeräte wie Rennmaschinen, MTBs und Freerider, die neuesten Kreationen der Fahrradindustrie. Das Freeride-Bike, schrieb kürzlich ein Fachblatt, „schließt die Lücke zwischen vollgefederten Tourenrädern und spezialisierten Abfahrtsrädern und erschließt sich damit ein riesiges Käuferpotential“. Alles klar?

Für den nötigen Durchblick sorgt die Rubrik „Räder heute“. Den Anfang macht das Reiserad, der Langstreckenläufer unter all den Typen. Da immer mehr Leute ihren halben Hausstand auf die Radreise mitnehmen, ist an sich ein robuster Lastenesel gefragt, der aber zugleich wendig, schnell und bequem sein soll. Deshalb ist als Rahmenmaterial Normalstahl verpönt, zum Einsatz kommt zumeist die Legierung Chrommolybdän (CrMo) oder Aluminium. Das senkt das Gewicht und ermöglicht einen stabilen Rahmen, der selbst bei schwerem Gepäck nicht zum Flattern neigt.

Aus Stabilitätsgründen werden klassische Reiseräder nur in der Diamant-Form gebaut (Herrenrahmen mit Oberrohr). Der Hinterbau ist etwas länger, damit die Gepäcktaschen einen günstigeren Schwerpunkt bekommen (möglichst vor der Hinterachse) und der Fuß trotzdem ungehindert kreisen kann. Der Rahmen ist versehen mit Gewindeösen, damit Halterungen für eine oder zwei Trinkflaschen und den vorderen Gepäckträger (Low-rider) angebracht werden können (falls so etwas nicht eh schon zur Standardausstattung gehört). Der hintere Gepäckträger, zuständig für die Hauptlast, muß insofern einer von der belastbaren Sorte sein. Auch hier ist Alu oder CrMo angesagt, drei Seitenstreben sind Pflicht. Die Bereifung sollte extrem pannensicher sein und nicht zu voluminös (37 Millimeter Breite ist die Norm). Damit die Wendigkeit auch abseits von Asphaltpisten gegeben ist, erfreuen sich neuerdings auch unter den Tourern 26-Zoll- Laufräder wachsender Beliebtheit (Standard: 28 Zoll).

Feder- und Dämpfungselemente sind dagegen an Reiserädern noch exotische Zutaten. Ein aufwendiges Tuning wäre notwendig, damit vollbeladen das Fahrverhalten nicht zu schwammig wird. Bei den Schaltungen dominieren heutzutage 24gängige Kettenschaltungen der Marken Sachs oder Shimano, mit der auch Alpenpässe zu bezwingen sind, entsprechende Kondition vorausgesetzt. Einen fast ähnlichen Übersetzungsbereich bietet die „3 x 7“ von Sachs, bei der eine Dreigangnabe mit sieben Ritzeln kombiniert ist. Vorteile: weniger wartungsbedürftig, nur ein Kettenblatt vorne. Wichtig ist ein Lenker, bei dem auf langen Fahrten auch die Hände wandern und mal hier, mal dort zupacken können. Dazu geeignet ist der rennlenkerähnliche Randonneur, ebenso auch die geschlossene Schmetterlingsform. Grundsätzlich gilt bei der gesamten Ausstattung: stabil und leicht zugleich. Kein Wunder, daß auch bei Tretkurbeln, Felgen und anderswo Alu häufig anzutreffen ist. Marcel Mannitzky

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