■ Zur Einkehr: Im Sudhaus
Verlassen Sie das Viertel, kehren Sie dem Casablanca und Theatro den Rücken, und fahren Sie für den nächsten Kneipenbummel in die Neustadt. Sie müssen auch gar nicht lange bummeln gehen. Mit dem Sudhaus haben die Viertel-in-Kneipen eine mehr als würdige Konkurrenz gefunden. Edles Ambiente, exzellente Küche. Nichts Neues, werden Sie jetzt vielleicht einwenden. Das Sudhaus hat gegenüber sämtlichen Kneipen für Möchte-gern-Schickis im Viertel allerdings noch einen anderen unschlagbaren Vorteil: Sie müssen keine pikierten Blicke hochmütiger KellnerInnen mehr ertragen, die sich nur ungerne dazu herablassen, Sie zu bedienen. Außerdem können Sie unumwunden zugeben, daß Sie kein oder nur wenig Geld haben.
Genau 40 Mark stecken im Portemonnaie – und kein Pfennig mehr. Ein Bier, ein Prosecco, eine leichte Rechnung. Doch je später der Abend... „Mach mal bitte Kassensturz. Wir haben nur 40 Mark dabei.“Die Bemerkung, die in den einschlägigen Viertel-Kneipen garantiert mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert worden wäre, entlockt dem Sudhaus-Kellner ein freundliches Lächeln. „Trinkt man, ich sag' schon rechtzeitig Bescheid“, verspricht er. Er hält sein Versprechen nicht. Nicht ganz zumindest. Nach einem langen Abend, kommt irgendwann die Rechnung. 46 Mark. Doch der Kellner ist mit den beiden Zwanzig-Mark-Scheinen vollends zufrieden und fragt: „Noch ein Bier und ein Prosecco auf Kosten des Hauses?“
Einmal unterschätzte Kollegin S. den Alkoholgehalt von May Tai, einem gewöhnungsbedürftigen Rum-Cocktail für Hartgesottene. Alarmiert durch das verzogene Gesicht nach dem ersten Schluck, eilte die Kellnerin herbei. „Soll ich Saft dazuschenken, oder darf's ein neuer Cocktail sein?“Die Kollegin bekam erst einen Schuß Saft ins Glas und danach einen neuen Cocktail. Soviel Großzügigkeit macht sprachlos. Also lassen Sie das Viertel hinter sich. Ziehen Sie in die Neustadt ...
Elfriede Pickenpack Sudhaus, Buntentorsteinweg 120, Mo bis Do 11 bis 1 Uhr, Fr und Sa 11 bis 3 Uhr, So 10 bis 1 Uhr.
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