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Die den Kettenhund spielen

■ NRW wirft beim Castor-Transport eingesetzten Berliner Polizisten vor, die Strategie der Deeskalation unterlaufen zu haben. Innensenator Jörg Schönbohm weist die Kritik zurück

Das brutale Vorgehen von Berliner Polizisten gegen Demonstranten beim Castor-Transport in Ahaus Ende vergangener Woche sorgt für Mißstimmung zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen. Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) weigert sich zuzugeben, daß seine Mannen in Ahaus – wie zuvor im Wendland – wieder einmal über die Stränge geschlagen haben. Diese Vorwürfe hätten sich nach Gesprächen mit dem Berliner Einsatzleiter nicht bestätigt, behauptete Schönbohm gestern. Demgegenüber bleibt sein nordrhein-westfälischer Innenminister- Kollege, Franz-Josef Kniola (SPD), dabei, daß sich Berliner und Magdeburger Polizisten nicht an die von NRW vorgegebene Deeskalationsstrategie gehalten haben. „Das ist nicht in Ordnung, das müssen wir nachbereiten“, so Kniola.

Die Übergriffe von Berliner Beamten sind von Journalisten und Kamerateams dokumentiert worden (siehe taz vom Wochenende). Gestern war in Teilen der Medien unter Berufung auf einen „engen Mitarbeiter“ von Kniola sogar zu lesen, daß sich ein Berliner Abteilungsführer bei dem Einsatz öffentlich geweigert hat, die Deeskalationsstrategie mitzutragen: „Ich unterstelle mich nicht“, soll der Beamte gesagt haben. Daß das NRW- Innenministerium so eine Behauptung in die Welt setze, ohne zuvor den Berliner Innensenator oder Polizeipräsidenten zu kontaktieren, „ist ein Akt von Unkollegialität“, schnaubte Schönbohm gestern. Kniola-Sprecher Ludger Harmeier empfahl Schönbohm daraufhin, erst einmal den Sachverhalt zu überprüfen und sich die Fernsehbilder von den Polizeieinsätzen in Ahaus anzusehen, bevor er sich so weit aus dem Fenster lehne. Die Weigerung des Berliner Polizeileiters hätten sowohl Journalisten als auch im Umkreis stehende Polizisten aus NRW gehört.

Nicht nur die taz hatte in Ahaus beobachtet, wie Berliner Einheiten „den Kettenhund spielten“. Die FAZ sprach davon, daß die eingesetzten Polizisten Geduld und Augenmaß bewiesen hätten, um es „nicht zu Schlachtszenen kommen zu lassen – sieht man einmal von den Einsatzkräften aus Berlin ab“. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete „vor allem von Ausrutschern der Berliner Polizei“ in Ahaus, „die zum Teil mit großer Härte“ auf Demonstranten eingeknüppelt hätten. „Man kam sich vor wie im Krieg“, wird eine „ganz normale Ahauser Mutter“ von der Zeitung zitiert. Mitarbeiter der Anti-Atom-BI listeten gestern mehrere Vorfälle mit Ortsangabe und Uhrzeit auf, bei denen Berliner Beamte „den Rambo“ mimten.

Unterdessen suchte Schönbohm den Schwarzen Peter NRW zuzuschieben, indem er beklagte, daß die Berliner Einheiten bei Castor-Transporten immer den schwierigsten Part übernehmen müßten. „Wenn Rot-Grün die Bereitschaftspolizei abbaut, halten wir unsere Knochen nicht hin“, verteidigte er das Vorgehen seiner Mannen. Plutonia Plarre

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