: Pläne für Passagenwerk bei Telekoms
■ Senat erwägt, das ehemalige Fernmeldeamt in der Langenstraße für die neue Wirtschaftsfördergesellschaft zu kaufen / Bau-Staatsrätin verhandelt über Einkaufszentrum
Das Passagen-Fieber grassiert in Bremen. Während die Flaneure noch die neue Einkaufszeile zwischen Sögestraße und Domshof bestaunen, haben die Stadtplaner das nächste große Passagen-Werk im Auge. Objekt der Begierde ist das Telekom-Haus in der Langenstraße am Marktplatz. Durch die Pläne des Senats, das Haus möglicherweise für die neu geschaffenen Wirtschaftsförder-Gesellschaft BIG (Bremer Investitionsgesellschaft) zu kaufen, hat die Diskussion um die schwierige Immobilie eine neue Dynamik erhalten.
Die landeseigene Beteiligungsgesellschaft HIBEG, die in der BIG aufgehen soll, hat mit der Telekom-Tochter DeTeImmobilien bereits über einen Kauf verhandelt. Das Argument der Wirtschaftsleute: Die BIG brauche für ihre etwa 70 Mitarbeiter 3.000 Quadratmeter repräsentativer Bürofläche, die seien in der City nicht zu finden. Das Siemens-Hochhaus werde zu spät frei und sei nicht attraktiv genug.
Der Plan aus der Wirtschaftsbehörde fällt mit einer Erkenntnis zusammen, die sich offenbar im Senat durchgesetzt hat: Die Stadt muß selbst tätig werden, um an dieser Stelle ein Geisterhaus zu verhindern, auch wenn die Kosten für Kauf und Umbau vorsichtig auf bis zu 50 Millionen Mark geschätzt werden. Denn seit dem Auszug des Zwischenmieters Deutsche Bank steht das Haus leer. Bis 1995 hatte hier vorübergehend das Kulturforum Ausstellungen gezeigt.
Wie es heißt, hat nun Bau-Staatsrätin Ulla Luther mit dem großen Hamburger Projektentwickler ECE Kontakt aufgenommen. ECE ist Spezialist für Einkaufszentren. Luther will verhindern, daß in dieser Lage ein reines Bürohaus entsteht, das den Weg von der Fußgängerzone Obernstraße zur Martini-straße und zur Schlachte versperrt. Wie zu hören war, haben die Hamburger bereits in der Bremer Immobilienszene nach Planungsunterlagen angefragt.
Das Telekom-Haus ist eine harte Nuß für die Projektentwickler. Schon 1995 hatte die Telekom begutachten lassen, wie das ehemalige Fernmeldeamt für den Einzelhandel zu nutzen wäre. Damals war eine Passage durch das Gebäude mit Zugängen von der Langenstraße und von der Stintbrücke als sinnvollste Variante erkannt worden. Denn wegen des Hochparterres und des Souterrains hinter einer denkmalgeschützten Fassade läßt sich die Straßenfront nur für sehr viel Geld umbauen. „Da würden Mieten entstehen, die keiner bezahlen kann“, sagt ein Experte.
Bisher hatten alle potentiellen Interessenten den Standort für ungeeignet befunden. Die Kalkulation könnte jedoch für einen Investor eher aufgehen, wenn in den beiden Obergeschossen auf jeden Fall ein solventer Nutzer wie die BIG einziehen oder wenn die Stadt den Umbau subventionieren würde.
Offiziell soll der Senat der Wirtschaftsdeputation bis zum 30. April mögliche Planungen für das Telekom-Haus vorlegen. Die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD haben ihre ursprüngliche Kritik an dem Vorhaben inzwischen ein wenig zurückgenommen. Zunächst hatten sowohl SPD-Fraktionschef Christian Weber als auch sein CDU-Pendant Ronald-Mike Neumeyer gefordert, erstmal ein Nutzungskonzept für das Siemens-Hochhaus vorzulegen, ehe die Stadt ein weiteres Bürohaus ankaufen sollte. Heute will die CDU beide Objekte gleichzeitig untersuchen. Im Rahmen des Konzepts für Siemens müsse man sich auch Gedanken machen über das Telekom-Gebäude. Joachim Fahrun
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