: Ergo ist gut rückversichert
■ Deutschlands neue zweitgrößte Versicherungsfirma präsentiert ihre Bilanz. Doch die größere Allianz AG dürfte ihren Einfluß gesichert haben. Ringtauschgeschäfte in der Branche erwartet
Düsseldorf/Berlin (taz/dpa) – Viele kennen den Namen „Ergo“ nicht, und doch versichert der Konzern nach der Allianz AG die meisten Menschen in Deutschland. Ergo entstand letzten November aus der Fusion der Hamburg-Mannheimer mit der Victoria Versicherung. Auch die Deutsche Krankenversicherung DKV und die Rechtsschutzversicherung D.A.S. gehören zum Hause und sollen weiter unter ihren etablierten Namen Geschäfte machen.
Diese Geschäfte liefen in jeder Sparte „positiv“, meldete das Düsseldorfer Unternehmen gestern. 21 Milliarden Mark an Beiträgen fließen derzeit jährlich von den Konten der Kundschaft auf die von Ergo. 40.000 Beschäftigte verwalten die Kapitalanlagen von mehr als 100 Milliarden Mark. Der Jahresüberschuß stieg um mehr als 50 Prozent auf 530 Millionen Mark – unter anderem weil bei den Schadens- und Unfallversicherungen „ein deutlich verbesserter Schadensverlauf“ verbucht wurde, so Ergo. Auch die Zahl der Kunden stieg 1997, allein bei der Krankenversicherung um 300.000.
Der Gewinn soll einerseits in die Rücklagen fließen, andererseits sollen die Aktionäre von Ergo davon profitieren. Unter den Aktionären sind wahre Schwergewichte: 54,1 Prozent der Stimmrechte hält die Münchner Rückversicherungs AG. Sie ist der weltgrößte Versicherer der Versicherungen. Der andere Großaktionär ist eigentlich die Konkurrenz, die Allianz AG mit 10,1 Prozent der Aktien.
Münchner Rück und Allianz sind die Dickschiffe auf dem deutschen und europäischen Versicherungsmarkt und außerdem aufeinander angewiesen: Noch aus ihrer Gründungszeit Ende des 19. Jahrhunderts halten sie jeweils 25 Prozent der Aktien aneinander. Mit dieser Überkreuzverflechtung können sie gegenseitig wichtige Beschlüsse blockieren. Sie haben bisher jedoch immer Hand in Hand gearbeitet und halten je etwa ein Viertel des deutschen Versicherungsmarktes.
Weil auch noch Großbanken und andere Versicherungsbeteiligungen über diverse Aktienpakete mit beiden Versicherern verflochten sind, rechnen Branchenbeobachter wie die Vereinsbank Research in ihrem Monatsbericht vom Februar mit Ringtauschen von Finanzfirmen zwischen Banken und Versicherungen. Was sich im Geschäft überschneidet, wird zusammengelegt oder abgestoßen. Das soll Synergieeffekte bringen und so der kommende Wettbewerb mit Versicherungen aus anderen EU-Ländern durchgestanden werden. Denn schon jetzt, noch mehr aber mit der Einführung des Euro kommen Billiganbieter auch nach Deutschland. Hartwig Nahrstaedt
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