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Und alles geht wieder munter von vorne los

■ Das Digitalkartell wird verboten, sagte die EU – aber was kommt dann? Modelle aus der ARD

Manchmal dürfen ARD-Fachleute die Münchner Firma Beta- Research besuchen. Da kommen sie sich dann vor, „wie in einem Hochsicherheitstrakt“. Sogar „bis zur Toilettentür“ würden die Gäste begleitet, erzählen sie.

Beta-Research, das ist die von Leo Kirch gegründete Firma, die den Technikstandard für das künftige Digitalfernsehen durchsetzen soll – in Zukunft wollen Kirch, Bertelsmann und Telekom Firma und Standard gemeinsam kontrollieren. Wer immer dann digitale TV-Angebote machen will (wie die ARD), muß sich bei ihnen eine Lizenz für die Zugangstechnologie zur d-Box kaufen.

Seit vergangener Woche können die Konzerne das Firmenklo eigentlich etwas nachlässiger schützen. Denn da hat die EU- Kommission ihnen auch schriftlich gegeben, was sie zuvor durchblicken ließ: Die Konstruktion wird niemals genehmigt. Da Kirch und Bertelsmann gleichzeitig unter dem Namen Premiere mit digitalen Pay-TV-Programmen verdienen wollen, werden sie wohl kaum neutral entscheiden, wer wie auf die Plattform darf, schreibt die EU-Wettbewerbsbehörde in ihrem vorläufigen Prüfbericht vom 13. März. Somit könnten beide über die Beta-Research den Wettbewerb „zu einem großen Teil in ihrem Sinne steuern“. Ein weiterer Kritikpunkt: Die elektronische Programmführung, ohne die der Zuschauer künftig kaum einen Sender finden könne, werde bislang ebenfalls von den Konzernen kontrolliert: „Die Kontrolle über die Benutzerführung“ ermögliche es, die Konkurrenz auf unattraktiven Positionen zu plazieren, heißt es in dem EU-Papier.

Die Konzerne versprachen zwar, auch die ARD/ZDF-Programmführer könnten auf der d-Box funktionieren. Doch ARD- Techniker bezweifeln, ob die veraltete Box das schafft – was auch die Geheimniskrämerei bei Beta- Research erklären würde. Am Mittwoch will die EU die Firmen in Brüssel nochmals anhören. Offen scheint nur noch, wie hart die Auflagen sein werden – oder ob die Allianz ganz verboten wird.

Für den Fall wird in der ARD bereits darüber nachgedacht, wie Digital-TV anders eingeführt werden könnte. Eine Möglichkeit wäre, daß ARD und ZDF bei der Beta-Research dabeisein dürfen, sagt NDR-Justitiar Werner Hahn, der für die ARD in Sachen Digitales verhandelt. Noch lieber würde er freilich eine schon totgeglaubte Konstruktion aus dem Orkus ziehen: Die Multimedia-Betriebsgesellschaft (MMBG) sollte vor zwei Jahren eine gemeinsame und diskriminierungsfreie Plattform schaffen. Mit dabei waren neben ARD/ZDF vor allem Bertelsmann und die Telekom. „Falls das Beta- Research-Modell untersagt wird, könnte die MMBG ganz schnell wiederbelebt werden“, meint Hahn. Da die Gesellschaft noch existiere, würden die Gründungsformalitäten gespart. Außerdem hätten Bundeskartellamt und EU- Kommission die Konstruktion 1996 als genehmigungsfähig bezeichnet. Dort könnten dann wohl die Türen zum Waschraum unbesorgt offenstehen. Georg Löwisch

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