: Die Evolution gegen die Minenpest
■ Ehemalige Warschauer-Pakt-Staaten fordern Verbot der Waffen
Budapest (dpa/AFP/taz) – Die erste regionale Anti-Minen-Konferenz seit der Unterzeichnung des internationalen Abkommens in Ottawa ging am Samstag in Budapest zu Ende. Jody Williams, die mit der von ihr koordinierten Internationalen Kampagne gegen Landminen (ICBL) den Friedensnobelpreis erhalten hatte, sprach zum Abschluß des dreitägigen Treffens von einer „Evolution“. In einer gemeinsamen Erklärung forderten die Teilnehmer aus 19 ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten ein weltweites Verbot für Landminen. Der Vertrag von Ottawa wurde bisher von 124 Staaten unterzeichnet. Er tritt allerdings erst in Kraft, wenn er von mindestens 40 Ländern ratifiziert worden ist. Bislang haben dies nur sechs Staaten getan.
Einige Länder der Region, darunter Albanien, Jugoslawien, Rußland, die Ukraine und die baltischen Republiken, haben sich dem Landminen-Verbot bislang noch nicht angeschlossen. Andere, wie Kroatien und Bosnien-Herzegowina, sind von der Landminen- Plage direkt betroffen. In der am Samstag verabschiedeten Schlußresolution sprachen sich die Regierungsvertreter der Teilnehmerländer – ausgenommen Rußland und Weißrußland – dafür aus, daß jene Länder der Region, die dies noch nicht taten, den Vertrag von Ottawa möglichst bald unterzeichnen sollten. Anti-Landminen-Aktivisten zeigten sich positiv überrascht über die Bereitschaft der ehemaligen kommunistischen Staaten, das Problem anzugehen.
Auch der Präsident des Komitees vom Internationalen Roten Kreuz (IKRK), Cornelio Sommaruga, hat alle Staaten aufgefordert, sich dem Verbot von Anti-Personen-Minen anzuschließen. „Der Vertrag von Ottawa stellt in meinen Augen die neue Norm internationalen Rechts dar, dem sich alle Staaten verpflichtet fühlen sollten. Ich appelliere deshalb an alle Staaten, die den Vertrag noch nicht unterzeichnet haben, es sich noch einmal zu überlegen.“
Der Fußballbundesliga-Verein Hertha BSC unterstützt die Anti- Minen-Kampagne ebenfalls. Am Samstag wurde ein Trikot mit den Unterschriften aller Spieler versteigert, und vorm Stadion wurden Teddys mit einem Bein verkauft.
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