: Unidentified Flying Objects wassern
■ Aus den Tiefen deiner Badewannenängste, korrekter, aus der Feder des Bestsellerautors Michael Crichton: „Sphere“ mit Dustin Hoffman
Was ist eigentlich los in Hollywood? Zuviel in der Badewanne mit Plastik-Titanic-Schiffchen gespielt? Wasserfilme jedenfalls haben Hochkonjunktur. In ein paar Wochen kommt „Hard Rain“ mit Morgan Freeman ins Kino, bei dem man eine komplette Kleinstadt unter Wasser setzte, weil es sich mit Motorbooten so hübsch durch Kirchenfenster und Schulaulen brettern läßt.
Schon in dieser Woche starten die Warner Brüder ihren Wasserfilm. Trotz einer Tiefe von sage und schreibe 3.000 (oder 300?) Metern unter der Wasseroberfläche (man stelle sich die enormen Druckverhältnisse vor) dümpelt „Sphere“ vor sich her, als spiele er im Wattenmeer bei Ebbe. Oberkrabbenfischer ist Dustin Hoffman – unter der Regie von Barry Levinson im Moment auch im viel besseren „Wag The Dog“ zu sehen – er soll Psychologe sein. Günstigerweise heißt der Mann, wie sein Charakter sein soll: Dr. Norman Goodman. Mit an Bord auch Sharon Stone als Meeresbiologin Beth (Frauen brauchen keinen Nachnamen!). Zusammen mit einigen anderen Ahnungslosen wurde sie aufs Meer gelockt und im geheimen Regierungsauftrag unter Wasser gesetzt. Unten angekommen, wird dem Team eröffnet, daß gleich um die Ecke ein Raumschiff vor sich hin rostet. Das kommt aus der Zukunft, hat sich aber irgendwie in der Zeitebene geirrt und liegt seit rund 350 Jahren faul auf dem Meeresgrund rum.
Ausflüge führen die Truppe in das Ufo-U-Boot. Aber an Bord gibt's keine Aliens, Glibbermonster oder anderes cooles Leben. Dafür entdecken die Forscher eine große, goldene, funkelnde Kugel. Die spiegelt alles, nur Menschen nicht. Und was einen nicht spiegelt, will einen verschlucken. Das weiß jeder Schwarze-Löcher-Forscher. Schwupps! verschwindet denn auch Leichtmatrose Samuel L. Jackson in der Kugel.
Danach ist er völlig relaxt, als hätte er mit der Kugel einen dicken Joint geraucht. Er liest Bücher mit leeren Seiten und pennt, wenn alle anderen ihr U-Boot retten wollen (Wassereinbruch, logo). Als eine der ersten stirbt Queen Latifah, angegriffen von aggressiven Riesenquallen. Der Nächste wird von Monsteraalen erdrosselt, einer stirbt irgendwie von selbst. Dann waren's nur noch drei. Die Hauptdarsteller natürlich. Psychologe Hoffman kommt irgendwann auf den Trichter, daß die Kugel die „Materialisierung“ unserer (!) Ängste bewirkt. Deshalb der ganze Unterwasserterror. Wünsche scheint die Rumkugel leider nicht zu erfüllen. Wie so oft bei derlei Hollywood-Zeug, ist der Grundgedanke ziemlich profan: Aliens sind Angstphantasien. Danke, Mr. Levinson. Wenn Raumfahrtfilme nicht so verdammt out wären, würde „Sphere“ sicher in 3.000 Meter Höhe spielen. Kubricks „2001“ hätte er trotzdem um Lichtjahre verfehlt. Andreas Becker
„Sphere“. Regie: Barry Levinson. Mit Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson, USA 1998, 133 Min.
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