piwik no script img

Sekt muß sein

■ Die besten Frühstückscafés in Berlin

Das Wichtigste überhaupt beim öffentlichen Frühstück ist, daß man nicht so weit zu laufen hat. Sonntagmorgens schon mal gar nicht. Wichtig ist auch, daß es ein Buffet gibt, sonst macht es keinen Spaß. Im Eckstein (Ecke Pappelallee, Buchholzer Straße/Prenzlauer Berg) gibt es zwar keine funktionierende Heizung, aber bei dem Andrang wird einem ohnehin nicht kalt. Die Bedienungen sind genervt, obwohl doch am Buffet (12 Mark) Selbstbedienung ist, aber ansonsten ist es wirklich lecker. Indes, wer Kreislaufprobleme oder einen langen Rock anhat, wird Probleme mit der steilen Showtreppe haben, die zum Buffet führt. Diejenigen gehen lieber ins Frida Kahlo (Ecke Raumer-, Lychenerstraße/Prenzlauer Berg). Da sind die Leute die hippsten überhaupt, Soap-Opera-Stars sind auch mal da. In beiden Cafés gilt: Sekt muß sein! Erstens verschwinden die Kopfschmerzen, zweitens kann man vergessen, daß diese Atmosphäre etwas frustrierend Ersatzfamilienartiges hat und man trotzdem mit Wildfremden um den Nachtisch konkurrieren muß. Wem der Sekt nicht geholfen hat, der sollte am Nachmittag nicht Kaffee und Kuchen in der Supamolly (Jessenerstraße 41/Friedrichshain) missen. Da gibt es selbstgebackene Eierlikörtorte und Streuselkuchen, der garantiert nach Mutters Rezept angefertigt wurde. Kann schon mal vorkommen, daß die Sachertorte wie Space-cake schmeckt, die Molly ist eben Hausbesetzer- und Punkkneipe. Zusammen mit den obligatorischen Hunden kann man es sich am bullernden Ofen mit einem Milchkaffee gemütlich machen.

Besser noch, man trinkt ihn am späten Nachmittag im Ici (Auguststraße, Mitte). Die Besitzerin hat ein Faible für Dekadenz und wird Euch lieben. Mit Irene muß man sich irgendwie arrangieren, weil sie auf jedem zweiten der Gemälde abgebildet ist. Wenn man sie mag, kann man Paolo Conte hören oder Tschaikowsky, auf schönen Möbeln sitzen, die mit Orientteppichen unterlegt sind, und der Welt bestes Fladenbrot mit Tomate und Schafskäse essen. Martin Reichert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen