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Zur Not gibt's Wohngeld

■ Mieterprotest gegen Sanierungsarbeiten der Saga. Miete soll sich verdoppeln

Trockene Wände, Zentralheizung und dichte Fenster: Die MieterInnen der Saga-Häuser im Winterhuder Moorfuhrt- und im Poßmoorweg träumen seit Jahren von einem Winter ohne Eisblumen an den Fenstern. Wahr soll dieser Wunsch nun werden. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum. Denn ihre Miete, so kündigte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga an, wird sich um bis zu 100 Prozent erhöhen, sprich: verdoppeln. Und das für „notwendige Sanierungsarbeiten, welche die Saga die letzten 30 Jahre versäumt hat“, empört sich Irmtraud Lübke, die seit 40 Jahren in einem der Häuser lebt.

Auch Detlef Behrens vom Dachverband Hamburger Mieterinitiativen unterstellt der Saga, daß sie „überfällige Sanierungen unter dem Begriff Modernisierung versteckt, um die Kosten auf die Mieter abzuwälzen“. Der Vermieter ist zur Instandhaltung verpflichtet und muß diese auch alleine zahlen. Anders ist es mit der Modernisierung, also mit Baumaßnahmen, die keine Reparaturen sind, sondern den Wohnkomfort heben. Dafür müssen MieterInnen selbst in die Tasche greifen.

„Wir modernisieren“, definiert nun die Saga, und Mieterin Christa Hein hält dagegen: „Uns reicht eine ordentliche Instandsetzung.“Was die Saga plane, würde der Wohnungsbaugesellschaft selbst mehr zugute kommen als den BewohnerInnen. Der Umfang der Maßnahmen sei nur erforderlich, weil das Dachgeschoß mit 22 neuen Wohnungen ausgebaut werden soll. Ein Ausbau gerne, sagt dazu Anwalt Jens Waßmann, „aber nicht auf Kosten der Altmieter“.

Rodolf König, Hauptabteilungsleiter bei der Saga, weist die Vorwürfe zurück. Was reine Instandsetzung sei, werde nicht auf die MieterInnen umgelegt. Auch nach der Erhöhung sei die Miete immer noch vergleichsweise niedrig. Und für die BewohnerInnen, die sie nicht zahlen könnten, „gibt's ja Wohngeld“. ee

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