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Wachstum ohne Ende

■ Türkei setzt weiter auf den Tourismus. Private sollen Infrastruktur ausbauen

Bremen (taz) – Rund um die alte Stadt Antalya wachsen die Apartmenttürme in den Himmel. Zwischen halbfertigen Betonskeletten weiden Ziegenherden. Trotz des Baubooms der vergangenen zehn Jahre ist an Riviera und Ägäis noch Platz für mehr Hotels, Clubanlagen und Golfplätze, meint die türkische Regierung und hofft auf weiteres Wachstum. Aber die Infrastruktur ist marode. Stundenlange Wartezeiten an den Gepäckbändern der Flughäfen, Stromausfälle und oft vernachlässigte Hotelanlagen sind das größte Hindernis für den Tourismus.

Die Staatskassen sind jedoch leer. „Weil die Regierung die Unternehmen nicht ausreichend besteuert“, kritisiert Vural Öger, Chef des größten deutschen Türkei-Veranstalters. Nun sollen private Investoren die Probleme lösen. Wie beim neuen Flughafen- Terminal in Antalya, das die Baufirma Bayindir für 85 Millionen US-Dollar hochgezogen hat. In neun Jahre müssen die Kosten wieder hereingeholt sein. Nur so lange kann Bayindir den Airport betreiben. Danach geht der Bau an den Staat. Mit diesem „Build, Operate and Transfer“-Modell will die Türkei auch Straßen und weitere Flughäfen in den Provinzen ausbauen.

Die Investoren verlassen sich mit ihrer Kalkulation auf die optimistischen Prognosen der Regierung. Und Tourismusminister Ibrahim Gürdal will unter die Top 10 der Reiseländer aufsteigen. Die jährliche Besucherzahl soll bis zum Beginn des nächsten Jahrtausends von 9,7 Millionen 1997 auf 25 Millionen gesteigert, die Zahl der Gästebetten auf eine Million verdoppelt und die Einnahmen von derzeit acht auf 15 Milliarden US-Dollar angehoben werden. Der ohnehin verhaltenen Kritik von Umweltschützern und nachdenklichen Tourismusmanagern halten die Türken ein großangelegtes Umweltprojekt entgegen: In den kommenden 20 Jahren sollen an der Südküste Kanalisation und Trinkwasserversorgung modernisiert und Müllbeseitigungssysteme gebaut werden.

Deutsche Experten warnen vor dem „Wachstumsfetischismus“. Florian Hamm, Chef der Fluggesellschaft Sun Express, einer Tochter der deutschen Lufthansa-Tochter Condor und der Turkish Airlines, hält es für unmöglich, die zweistelligen Zuwachsraten beizubehalten: „Wenn wir das erreichte Niveau absichern, wäre das schon gut.“

Eine Zielgruppe hatte das türkische Parlament vor drei Monaten vergrätzt, als es das Glücksspiel verboten hatte. Seither sind die Kasinos geschlossen, und die reichen Israelis, die bis dahin zum Zocken hergejettet waren, bleiben aus. Joachim Fahrun

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