: Raubkunst in der Schweiz
■ Viele den Juden geraubte Kunstwerke in Museen. Bald Zwischenbericht zum Nazigold
Zürich (AFP) – In den Museen der Schweiz hängen möglicherweise mehr als 700 Kunstwerke aus jüdischem Besitz, die von den Nationalsozialisten geraubt worden seien. Dies berichtet der Zürcher Blick unter Berufung auf den Historiker Thomas Buomberger, der für das Eidgenössische Kulturamt arbeitet. Er schätzt den Wert der Kunstwerke auf mehrere hundert Millionen Mark. In einem Buch, das im Herbst veröffentlicht werden soll, werde er die Namen von Menschen nennen, die sich am Handel mit den geraubten Kunstgegenständen bereichert hätten. Die gestohlenen Kunstwerke müßten an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.
Unterdessen sagte der Leiter der internationalen Untersuchungskommission zur Rolle der Schweiz während der NS-Zeit, der Schweizer Historiker Jean-François Bergier, in einem Interview mit der SonntagsZeitung, sein Zwischenbericht über das sogenannte Nazigold werde neuen finanziellen Forderungen gegen die Schweiz und ihrer Zentralbank den Boden entziehen. Auf die Frage, ob der frühere Schweizer Wirtschaftsminister Jean-Pascal Dulamuraz mit seinen Bemerkungen zum Nazigold im Grunde nicht Recht gehabt habe und es in der Affäre in erster Linie um Geld gehe, antwortete Bergier der Zeitung zufolge, das müsse politisch korrekter formuliert werden, aber er habe den Eindruck, daß die Mehrheit der Bevölkerung heute Delamuraz Recht geben würde.
Der frühere Wirtschaftsminister hatte Ende 1996 im Zusammenhang mit einer Geldforderung jüdischer Organisationen für Überlebende des Holocaust von „Erpressung“ und „Lösegeld“ gesprochen. In dem Bericht der Untersuchungskommission, dessen Veröffentlichung für Dienstag erwartet wird, geht es vor allem um den Verbleib von Gold, das die Nazis in Deutschland und in den besetzten Ländern geraubt und in die Schweiz gebracht hatten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen