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Sonnenblumen gießen gegen Aids

Werbespot von big spender soll Spendierwillige animieren  ■ Von Eberhard Spohd

Ein gepflasterter Hinterhof in einem unwirtlichen Industriegebiet. Mitten in diesem Hof, umgeben von betongrauem Stein, wachsen auf einer winzigen quadratischen Rasenfläche unverhofft einige Sonnenblumen. Hohe Mauern umgeben den kargen Raum. An ihnen hängen, von Menschenhand gehalten, vier Gießkannen. Ein Stück weiter sind 15 Wasserhähne im Mauerwerk installiert.

Ein Gärtner betritt den Hof, greift sich eine der Kannen, will die Blumen gießen. Doch das Wasser besprenkelt in erster Linie den Hofbeton, fließt ab und versickert. Da kommt dem Mann die entscheidende Idee: Er nimmt die Gießtülle ab und versorgt jede einzelne Sonnenblume mit einem gezielten Strahl.

Was sich anhört wie eine schmuddelige Schrebergartenidylle, ist in Wirklichkeit die Handlung des neuen Werbespots von big spender, der demnächst in allen großen deutschen Kinos und im Fernsehen zu sehen sein wird. Es ist aber auch die filmische Umsetzung eines Prinzips. Denn der größte deutsche Fundraiser für Aids-Hilfsprojekte will sein Geld nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilen. „Auf die gezielte Unterstützung wirklich wichtiger Projekte kommt es uns an“, betonte Michael Ehnert, Vorstandsmitglied des Vereins, bei der Präsentation des Films am Montagabend.

Die Spenden, die der Verein sammelt – seit der Gründung 1993 immerhin 1,4 Millionen Mark – kommen zum Beispiel dem Sterbehospiz von „Hamburg Leuchtfeuer“oder verschiedenen Aids-Einrichtungen in Hamburger Krankenhäusern zugute.

„In letzter Zeit ist Aids im Bewußtsein der Öffentlichkeit immer mehr in den Hintergrund gerückt“, weiß Ehnert. Dabei hat sich das Problem inzwischen verschoben. Durch medizinische Erfolge ist die Lebenserwartung HIV-positiver Menschen gestiegen. Auf der anderen Seite nimmt dadurch die Not der Betroffenen zu.

„Gerade sozial Schwache sowie Migrantinnen und Migranten, die an Aids erkrankt sind, fallen durch das soziale Netz“, warnt auch Hans-Jürgen Stellbrink, Infektionsarzt am Universitätskrankenhaus Eppendorf. Darum sei es wichtig, weiterhin nicht nur präventiv zu wirken, sondern die Hilfsleistungen für Infizierte und Erkrankte zu verstärken. In diesem Bereich ist big spender eine echte Unterstützung.

Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Krista Sager ist beeindruckt von der Umtriebigkeit der big spender: „Ihr seid ja echte Weltmeister im Baggern!“Prompt kommt die Retourkutsche von Ulrich Heide, Vorstandsmitglied der Deutschen Aids-Stiftung: „Die Politik lobt zwar gerne, versteckt sich aber hinter solchen Projekten.“Anstatt selbst zu helfen, werde das Geld für Hilfs- und Präventionsmaßnahmen immer stärker gekürzt. So wurde HIV-Positiven, die von der Sozialhilfe leben, unlängst die Ernährungszulage von 130 auf 50 Mark zusammengestrichen.

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