: WTO entscheidet gegen Schildkröten
■ Tausende sterben in Garnelennetzen. Doch ein Boykott der Fischer ist ein Handelshemmnis, urteilt die Welthandelsorganisation
Washington/Genf (dpa) – US- amerikanische Umweltschützer protestieren heftig gegen den Beschluß der Welthandelsorganisation (WTO), daß der Schutz von Schildkröten keine Handelsdiskriminierung rechtfertigt. Der World Wide Fund for Nature (WWF) forderte die US-Regierung zum Boykott der am Montag getroffenen Entscheidung auf.
Die WTO hat nach Darstellung der Umweltschützer festgestellt, daß die USA kein Importverbot gegen asiatische Garnelenhändler verhängen darf, obwohl die für den Tod von Tausenden von Seeschildkröten verantwortlich sind. Die Tiere sterben vor den asiatischen Küsten, weil sie sich in den Fischernetzen verfangen. Zwar haben die Garnelenhändler gar kein Interesse an ihrem Fleisch. Aber weil die Seeschildkröten zum Luftholen nicht mehr aufsteigen können, verenden sie elendig. In diesem Jahr sind nach indischen Zeitungsberichten bereits zwölftausend tote Ridley-Schildkröten an die Strände des Bundesstaates Orissa getrieben worden.
Die USA hatten im Mai 1996 Importe von Garnelen verboten, die nicht nachweislich mit Netzen gefangen werden, die sogenannte TEDs, (Turtle Excluding Devices) enthalten. Es handelt sich um eine Art Deckel, die auf die schlauchförmigen Netze gesetzt werden und den Schildkröten die Möglichkeit zum Atmen geben. Indien, Malaysia, Pakistan und Thailand protestierten vor der WTO formell gegen die Importrestriktionen aus Amerika. Sie halten die Maßnahme für ein unerlaubtes Handelshemmnis und bekamen nun von seiten der WTO recht.
Ein ranghoher US-Diplomat kündigte in Genf an, daß sich die USA mit dem Urteil nicht zufriedengeben würden. „Die Umwelt ist ein wichtiger Bestandteil des internationalen Handels“, sagte er. Der WWF forderte ein neues Expertengremium, das über Handelsstreitigkeiten mit sozialer oder Umweltdimension entscheiden soll. Die WTO sei nicht unparteiisch genug.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen