: Schlachthofglashaus
■ Der Bauabschnitt in diesem Sommer: Für über 1,3 Millionen Mark erhält das Kulturzentrum ein neues Foyer
Es muß ein Irrtum gewesen sein. Denn entgegen anderslautenden Hoffnungen wird das Kulturzentrum Schlachthof nie fertig. Das heißt: nie, nie, nie! Diesen Sommer zum Beispiel geht es wieder los. Das heißt: Eigentlich geht es schon jetzt los. Das heißt: Eigentlich hat es nie aufgehört. Der Bauabschnitt 73a (Häuschen im Biergarten) ist sozusagen fließend in Bauabschnitt 74 übergegangen: Die Sanierung des Schornsteins (52 Meter hoch!). Und wenn sich ein Ende abzeichnet (in etwa sechs bis acht Wochen), folgt Abschnitt 74a: Die Erweiterung des Kellers und der Neubau eines gläsernen Foyers. Nebenbei werden auch Abschnitte (!) der Tribüne in der Kesselhalle neu verplankt. Das haben Peter Cronemeyer und Matthias Otterstedt vom Schlachthof gestern vor laufender Kamera verkündet.
Von nichts geringerem als einem Wunder sprechen die beiden Kultur- und Zentrumsplaner, wenn sie über das Projekt reden. Schon seit zwölf Jahren gibt es die Idee, die BesucherInnen vor Beginn der Konzerte in der Kesselhalle nicht länger im Regen stehen zu lassen. Schon seit sieben Jahren nimmt ein Modell Gestalt an, den BesucherInnen wenigstens Hoffnung auf ein Warten im Trockenen zu machen. Jetzt haben sie das nötige Geld beisammen und planen schon das Eröffnungsfest am 11. September.
Über 1,3 Millionen Mark kostet der Anbau. Nach der 230.000 Mark teuren und aus dem Stadtreparaturfonds bezahlten Schornsteinsanierung rücken die HandwerkerInnen dem Fundament zuleibe. Sie ersetzen die aufgeschüttete Rampe durch einen Keller. Der Magazinkeller wird dadurch erweitert und durch Nützlichkeiten wie Toiletten ergänzt. Sofern er stehenbleibt, wird der Schornstein dann nach einem Entwurf des Bremer Architekturbüros Markwart und Amende mit einem Kasten aus Stahl und Glas umkleidet, der fortan als Foyer dienen soll.
In den Schornstein selbst – so der von Otterstedt angekündigte Clou – wird eine Wendeltreppe eingezogen. Sie gewährt Durchblick bis zur Turmspitze und verbindet Keller, Foyer und Galeriegang miteinander.
Mit 700.000 Mark steuert die Spielbank-Stiftung „Wohnliche Stadt“den Löwenanteil der Kosten bei. Der Senator für Wirtschaft beteiligt sich mit 400.000 Mark. „Das sei sehr schwierig gewesen“, so Cronemeyer, aber Ortsamtsleiter Bernd Peters und die CDU-Kulturpolitikerin Elisabeth Motschmann hätten sich sehr eingesetzt. Die Leute vom Schlachthof und Horst Heise von der Stiftung „Wohnliche Stadt“deuten die Bewilligung gerade des Zuschusses aus dem Wirtschaftsressort als einstweilige Bestandsgarantie. Für das Kulturzentrum und dadurch auch – für weitere Bauabschnitte. ck
P.S.: Bis zum 12. Juli läuft im Schlachthof normales Programm. Danach und bis zum 10. September bleibt die Kesselhalle geschlossen. Der Biergarten ist auch im Sommer geöffnet. Außerdem werden Open-air-Konzerte angeboten. Eröffnung des Foyers voraussichtlich am 11. September
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