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Erstmals bleibt die „Deern“

■ Klingberg-Revier: 40jähriger Einsatzführer wird wegen sexueller Belästigung einer 21jährigen Polizistin strafversetzt

Die sexuelle Belästigung von Polizeibeamtinnen ist ein Tabuthema, zumal wenn sie auf dem Revier stattfindet. Manchmal kommt sie dennoch ans Tageslicht. Erstmals in der Geschichte der Hamburger Polizei ist nun ein Reviereinsatzführer strafversetzt worden, weil er eine Kollegin sexuell belästigt hat. „Generalpräventiv“, so erläutert der Chef der Direktion Mitte, Jens Herrmann, sei diese Versetzung notwendig gewesen.

Die 21jährige Polizeifachhochschülerin, die den Stein ins Rollen brachte, macht derzeit ein Pratikum im Revier 12 „Am Klingberg“. Auf Streifenfahrten hatte der 40jährige Einsatzleiter immer wieder sexistische Sprüche geklopft und sexuelle Phantasien ausgesponnen. Die Bitte, derartige „Anmache“zu unterlassen, ignorierte der Chauvi in Uniform mit dem Hinweis, Polizist sei ein „Männerberuf“.

Als Klingberg-Revierleiter Horst Stendel von den Vorfällen über Umwege in Kenntnis gesetzt wurde – die Polizistin vertraute sich einer Kollegin an – verdonnerte er den Frauenfeind zum Innendienst. Selbst im Präsidium löst die konsequente Maßnahme Überraschung aus. Polizeisprecher Hans-Jürgen Petersen: „So ein Fall ist mir noch nicht bekannt geworden.“

Herrmann prüft nun, ob ein Disziplinarverfahren einzuleiten ist. Seinen Arbeitsplatz wird der Beamte wohl nicht verlieren. Entscheidend für das schnelle Durchgreifen war für Herrmann nicht nur der Sexismus, sondern vor allem das „bedeutsame Mitarbeiterverhältnis“, das der Einsatzleiter mißbraucht habe: Als 40jähriger Vorgesetzter fuhr er sprücheklopfend mit einer 21jährigen Polizistin Streife.

Für die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist das Thema „Sexismus im Peterwagen“nicht neu: Deshalb erwirkte die Gewerkschaft schon 1994 die Einsetzung von Karin Sprenger als Frauenbeauftragte der Polizei, die einen Maßnahmenkatalog durchsetzen konnte. Denn, so auch die Polizeipsychologin Cordula Albrecht, „sexuelle Belästigung ist kein Problem von Frauen, sondern ein Problem der Institution.“Gerade junge Polizistinnen würden oft Opfer, „weil sie die Diensthierarchien nicht kennen, und Angst haben, Vorfälle zu melden, sich zu blamieren oder prüde zu wirken.“

Daher wurden in der Regel in Hamburg derartige Vorfälle bis heute nur „intern“behandelt und lautlos erledigt. GdP-Geschäftsführer Dieter Schöneck: „Das ist schon erstaunlich, daß hier konsequent durchgegriffen wurde. Sonst heißt es oft: „Wir nehmen die Deern da raus!“ Kai von Appen

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