piwik no script img

Großer Anklang

■ Eimsbüttel: Vorstoß zur Gleichstellung Homosexueller bei der Wohnungssuche

Heilige Heirat, hehre Heterosexualität. Die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Lebensgemeinschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau bringt auch heute noch die Gemüter wackerer CDU-Männer so richtig in Wallung. Jüngstes Beispiel: ein rot-grüner Vorstoß im Eimsbüttler Sozialausschuß, die Kriterien für die „Versorgung von vordringlich Wohnungssuchenden mit Wohnraum“ auch für Homo-Paare zu öffnen.

Einen der begehrten „Dringlichkeitsscheine“, die die Tür zur –eigenen– Sozialwohnung einen Spalt weit öffnen, sollen danach nicht nur Ehepaare und Familien, sondern auch „Lebensgemeinschaften gleich- und verschiedengeschlechtlicher Art“ erhalten können.

Für Christdemokraten eindeutig zu starker Tobak. Verheiratete Paare müßten „bevorzugt“ werden, wettert der Eimsbüttler CDU-Fraktionsvorsitzende Kurt Behrens. Dabei verweist der Christdemokrat auf das Grundgesetz, das ja schließlich den Schutz der Familie und nicht den Schutz schwuler und lesbischer Lebensgemeinschaften vorschreibe. Sein Fraktionskollege Rolf-Rüdiger Forst schlägt in die gleiche Kerbe. Seine Partei, so betont der grundwertfeste Freizeit-Parlamentarier, werde „diesen Abbau von Grundwerten nicht mitmachen“.

Die Eimsbüttler Christdemokraten wissen sich da mit der Hamburger Baubehörde einig, an deren Entwurf für eine fachliche Weisung zur Dringlichkeitsvergabe die rot-grüne Koalition aus Eimsbüttel rummäkelte. Zwar geben Eugen Wagner & Co noch keine offiziellen Kommentare zu den Änderungs- vorschlägen der Bezirke an ihrer Wohnungs-Weisung ab, doch über den „Homo-Paragraphen“ sind sie sichtlich nicht erfreut. So läuft der Vorschlag behördenintern unter der Rubrik „chancenlos“.

Großen Anklang findet der Vorschlag hingegen bei den „Schwusos“, der Schwulen- und Lesbenvereinigung in der SPD. Für Schwuso-Mitglied Holger Kreymeier ist die Eimsbüttler Initiative „längst überfällig“, da vor allem gleichgeschlechtliche Liebespaare bei der Wohnungssuche extrem schlechte Karten hätten.

Christdemokrat Rolf-Rüdiger Forst sieht das ganz anders: „Wer versucht, die Ehe mit einer homosexuellen Beziehung gleichzustellen, der will eine andere Gesellschaft“. Da allerdings hat der Mann vielleicht sogar Recht. mac

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen