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Wohnen statt Weiden in der Feldmark

■ Planungsrecht kommt / Proteste gegen Bebauung in Osterholz

Die Tage für Wiesen und Weiden in der Osterholzer Feldmark sind gezählt, jedenfalls wenn es nach der Bremer Baubehörde geht. Die Baudeputation soll am nächsten Mittwoch die Änderung des Flächennutzungsplans für das 220 Hektar große Areal im Bremer Osten beschließen: Landwirtschaft soll planungsrechtlich Wohnen, Gewerbe und Kleingärten weichen. Außerdem sollen die Deputierten die Aufstellung eines Bebauungsplans beschließen. Überraschungen sind nicht zu erwarten, CDU und SPD sind im Grundsatz einig.

In einem Jahr könnten die zu erwartenden Einwände von Beiräten, Anwohnern und Umweltschützern gegen die Pläne abgearbeitet sein, schätzt man in der Baubehörde. Dann wäre der Weg endgültig frei für den Bau von Reihenhäusern in der Feldmark. Die schrittweise Erschließung des Geländes könnte an der Nordwestecke beginnen. Noch allerdings stehe kein Investor bereit. Insgesamt sollen nach den Plänen von Bausenator Bernt Schulte (CDU) einmal auf 80 Hektar 1.700 Wohneinheiten entstehen, 30 Hektar sind für Gewerbe vorgesehen, 20 für Kleingärten. Die restlichen 90 Hektar sind für einen Landschaftspark reserviert. Die ansässigen Bauern würden zu gegebener Zeit mit möglichen Investoren über einen Verkauf ihrer Grundstücke verhandeln, sagte Schultes Sprecher Thomas Wedrich. Enteignungen seien die letzte Option. Kritiker weisen jedoch darauf hin, daß die vorgesehene Ausweisung eines städtebaulichen Entwicklungsgebiets die Enteignung erleichtert. Die Bauern würden allein den Preis für landwirtschaftliche Nutzflächen erhalten.

Unterdessen haben die GegnerInnen der Feldmark-Bebauung weitere Proteste angekündigt und wollen am Dienstag (Treffpunkt: 16 Uhr, Osterholzer Heerstraße / Ecke Ehlersdamm) im Vorfeld einer Beiratssitzung demonstrieren. Ihrer Meinung nach werden in einem „Eilverfahren“Fakten zur endgültigen Zerstörung der letzten innerstädtischen grünen Lunge des Bremer Ostens geschaffen.

Neben dem Verlust einer „800 Jahre alten Kulturfläche“befürchten Kritiker wie der Osterholzer Grünen-Beirat Ralf Krnavek mehr Verkehr auf der Osterholzer Heerstraße. Der Verein Osterholzer Feldmark hat das Bremer Büro für Verkehrsökologie mit einer Expertise beauftragt. Demnach würde allein die Bebauung täglich 7.000 Fahrzeuge zusätzlich auf der heute schon von 16.000 Autos befahrenen Osterholzer Heerstraße bedeuten. Die Baubehörde hält diese Zahl für zu hoch. jof

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