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Betr.: Stephane Hessel

Stéphane Hessel wurde 1917 in Berlin geboren. Die Eltern, der Schriftsteller Franz Hessel und die Modejournalistin Helen Grund, siedeln bereits 1924 nach Paris über, wo sie ein Dreiecksverhältnis mit Henri-Pierre eingehen, dessen Roman später von Truffaut unter dem Namen „Jules und Jim“ verfilmt wird. Als Franz Hessel nach Berlin zurückkehrt, bleibt Stéphane bei der Mutter in Paris und erwirbt mit zwanzig die französische Staatsbürgerschaft. Als Soldat erlebt er die französische Niederlage gegen die Deutschen und geht 1940 nach London, wo er sich de Gaulles Widerstandsgruppe anschließt. 1944 wird er von der Gestapo verhaftet und nach Ravensbrück und Dora deportiert, wo er nur durch Namenstausch mit einem an Typhus verstorbenen französischen Häftling überlebt. All diese Erlebnisse machen nur ein knappes Drittel seiner eher zurückhaltenden Autobiographie aus. Nach dem Krieg beginnt Hessel eine neue Karriere als Diplomat, die ihn zur UNO in New York und später in Genf führt, aber auch auf Botschaftsposten in Saigon und Algier. Zuletzt engagierte sich Hessel als Fürsprecher und Vermittler afrikanischer Immigranten „sans papiers“, die sich in eine Pariser Kirche geflüchtet hatten. Eine bittere Erfahrung, denn noch während das Vermittlerkollektiv mit der französischen Regierung verhandelte, ließ diese hinterrücks die Kirche räumen. Hessel schreibt in seinem Nachwort: „Es gibt keine gelungene Vermittlung. Eine jede öffnet jedoch, gerade ob ihres Scheiterns, den Weg zu einer nächsten, weiter gesteckten, die ihrerseits scheitern wird.“ Sabine Seifert

Stéphane Hessel: „Tanz mit dem Jahrhundert“, Arche Verlag, Zürich 1998, 388 Seiten, 45 DM

Foto: Arche Verlag

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