: Irritierende öffentliche Aktivitäten
■ Streit um Campus-Autor Schwanitz geht weiter
Mit seinem Roman über einen Hamburger Uni-Prof, der in einen Hexenkessel von Intrigen und falschen Beschuldigungen gerät, feierte er ungeahnte Erfolge. Nun wird der Campus-Autor und frühere Anglistik-Professor Dietrich Schwanitz selbst „gejagt“. Ex-Kollegen am Englischen Seminar der Hamburger Universität werfen dem 57jährigen schon länger vor, er habe sich im März vorigen Jahres vorzeitig in den Ruhestand versetzen lassen, um anderen Tätigkeiten nachzugehen.
Jetzt zog der hochschulpolitische Sprecher der SPD, Wolfgang Marx, nach und forderte die Wissenschaftsbehörde auf, zu prüfen, wie krank Schwanitz wirklich sei und ob er weiterhin den Schreibdienst der Uni für Aufsätze und Artikel nutze. „Das amtsärztliche Gutachten belegt eindeutig, daß Schwanitz dienstunfähig ist“, betonte die Sprecherin der Wissenschaftsbehörde, Frauke Hamann, gestern. Sein vorgezogener Ruhestand sei damals sowohl von Uni-Präsident Jürgen Lüthje als auch vom Senat befürwortet worden.
Lüthje und Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) erklärten übereinstimmend, sie sähen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Veranlassung für ein neues Gutachten. Sager zeigte jedoch auch „großes Verständis für die entstandenen Irritationen“. Dem konnte Uni-Chef Lüthje nur zustimmen: „Das Ausmaß der öffentlichen Aktivitäten von Schwanitz ist irritierend.“Andererseits sei das Gutachten eindeutig.
Die Verärgerung der Professoren sei trotzdem nachvollziehbar. Schwanitz habe einen Rollenwechsel vollzogen. Zunächst sei er Autor eines satirischen Romans gewesen, „eine gekonnte Hochschulsatire“, wie der Uni-Präsident betonte. Dann aber habe er, unter anderem als Gast vieler Talk-Shows, die Seite gewechselt und sei als „Kronzeuge“hochschulpolitischer Wirklichkeit aufgetreten. Dabei habe er viel Unwahres verbreitet. dpa
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