Kommentar (vgl. Seite 6): Deutschland ganz billig
■ Feilschen mit NS-Opfern ist schändlich
Dies ist ein Ärger und Scham-Kommentar über die Verhandlung vor dem Bremer Landgericht: Alte jüdische Frauen gegen Bundesrepublik Deutschland ( siehe Bericht Seite 6). Ärger, weil deutsche Juristen auch 53 Jahre nach Kriegsende immer noch den ehemaligen Zwangsarbeiterinnen den Lohn für ihre Sklavenarbeit verweigern wollen, weil sie doch schon für ihre Leiden im KZ entschädigt worden sind. Was hat eine in der Haft von den Nazi-Schergen zerstörte Gesundheit mit gerechtem Lohn für härteste Arbeit, von der deutsche Kommunen, Firmen und das Reich profitiert haben, zu tun?
Scham, weil die Bundesrepublik sich immer noch nicht zu schade ist, gegen betagte NS-Opfer in die Berufung zu gehen. Das geschieht sogar dann, wenn sie einer alten Frau erstmals 15.000 Mark Entschädigung zahlen soll. Was hindert die Bundesregierung, solche Urteile zum Anlaß zu nehmen, um endlich auch allen Nazi-Opfern aus osteuropäischen Staaten Entschädigung zu geben, die bisher leer ausgegangen sind? Wenn sich 100.000 Überlebende melden würden, müßte Deutschland 15 Millionen Mark aufbringen. Wenn man die läppischen Beträge bedenkt, um die Bonn mit den Nazi-Opfern feilscht, wird dies ein Zorn-Kommentar. Joachim Fahrun
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