: Hapag schwimmt in Geld
■ Seefahrt lohnt sich wieder: Hamburgs Großreederei Hapag Lloyd sahnt ab
Schon die offiziellen Zahlen der 1997er Bilanz des Transport- und Touristik-Konzerns Hapag-Lloyd sprechen eine eindrucksvolle Sprache. Der Gewinn ist um 36 Prozent auf 108 Millionen Mark gestiegen, der Umsatz wuchs um 12 Prozent auf fünf Milliarden Mark.
Doch die tatsächliche Lage des Unternehmens, das 1997 komplett vom Mischkonzern Preussag aufgekauft wurde, ist noch erheblich besser: Hohe Gewinnrückstellungen, ein Abbau aller Schulden und milliardenschwere stille Reserven in den Sachanlagen sorgen für die bislang beste Unternehmensverfassung in der 151jährigen Firmengeschichte.
Die Linienschiffahrt, die mancher schon längst beendet sehen wollte, schreibt inzwischen schwarze Zahlen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz ist auf erstaunliche 55 Prozent gestiegen. Neben Ausflaggung und Niedriglöhnen war es vor allem „die Waffe EDV“, so Hapag-Boß Bernd Wrede, mit deren Hilfe das Containermanagement so verbessert wurde, daß Hapag-Lloyd die mittlerweile wohl effizienste Reederei der Welt ist. Und das trotz Überkapazitäten in der Weltcontainerflotte und einem drastischen Frachtratenverfall von 7 bis 14 Prozent allein 1997. 1998 soll in Sachen Produktivitätszuwachs nochmals draufgesattelt werden: Ein Mengenwachstum von knapp 30 Prozent, also auf 1,4 Millionen Großcontainer, soll ohne Erhöhung der Personalkosten bewältigt werden.
Der Konzern will sich so ein immer größeres Stück vom Weltseehandel abschneiden. Kein Meer ist inzwischen vor Hapag-Lloyd sicher: 1998 wird das Unternehmen vor allem im innerasiatischen Handel, im Pazifik und im Mittelmeer zulegen. Da auch der Touristik-Zweig (Reisebüros, Flugreisen und Kreuzfahrten) und die Spedition Pracht erfolgreich wirtschafteten, ist der Konzern für weiteres Wachstum gerüstet. Über vier neue Containerschiffe wird mit asiatischen Werften verhandelt; die Flugzeugflotte (7 Airbusse, 16 Boeings) wird modernisiert.
Vor allem aber: Bis September dieses Jahres will und wird Unternehmenschef Wrede wohl den Touristikkonzern TUI beherrschen und dafür seinen derzeitigen Anteil an dem Reiseunternehmen von 30 auf deutlich über 50 Prozent aufstocken. Florian Marten
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