: IRA will Waffen behalten
■ Friedensabkommen vorsichtig von der IRA begrüßt. London will volle Umsetzung
Dublin (rtr) – Die irisch-nationalistische Untergrundorganisation IRA hat das Nordirland-Abkommen als bedeutende Entwicklung bezeichnet, aber die Abgabe ihrer Waffen strikt abgelehnt. Die IRA erklärte am Donnerstag in Dublin, die Bürger Irlands und Nordirlands müßten selbst entscheiden, ob sie das Abkommen bei den Volksabstimmungen am 22. Mai annähmen. Sie selbst betrachte die Übereinkunft noch nicht als solide Grundlage für eine dauerhafte Lösung des Konflikts.
Pro-britische und pro-irische Nationalisten hatten das Friedensabkommen gemeinsam mit Vertretern Irlands und Großbritanniens am Karfreitag in Belfast abgeschlossen. Sie verpflichten sich darin, auf die völlige Entwaffnung ihrer Kampfverbände hinzuwirken. Die mit der IRA verbündete Sinn Féin hat das Abkommen bislang nicht formell gebilligt. Dies wird aber auf einem Sonderkongreß am 10. Mai in Dublin erwartet. Die wichtigste pro-britische Partei, die Ulster Unionist Party (UUP), hat bereits zugestimmt.
Die Entscheidung über die Abgabe ihrer Waffen liege ausschließlich bei der IRA, hieß es in der in Dublin veröffentlichten IRA-Erklärung. Ob das Abkommen eine grundlegende Änderung der Situation bewirke, hänge vollkommen von der britischen Regierung ab. Lokale Medien bewerteten die IRA-Erklärung als zurückhaltende Begrüßung des Abkommens. Der Chef der pro-irischen Partei Sinn Féin, Gerry Adams, bewertete die IRA-Erklärung als Bekenntnis für den Friedensprozeß. Sie gebe die Flexibilität und Offenheit wieder, die die IRA auf der Suche nach einer friedlichen Lösung zeige. UUP-Chef David Trimble wertete die IRA-Aussagen dagegen als faktische Ablehnung des Nordirland-Abkommens. Die britische Nordirland- Ministerin Mo Mowlam sagte in London, die IRA müsse das Abkommen als Ganzes annehmen und könne nicht Teile ablehnen.
Die Polizei machte in der nordirischen Stadt Lisburn am Donnerstag durch kontrollierte Explosionen eine Autobombe unschädlich. Laut Ministerin Mowlam handelte es sich wahrscheinlich um die Bombe einer irisch-nationalistischen Splittergruppe.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen