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"Liebe taz..."Andere Fächer müssen leiden -betr.: "Neues Abi und weniger Förderstunden", taz-Bremen vom 2./3.5.1998

Betr.: „Neues Abi und weniger Förderstunden“, taz vom 2./3.5.1998

Zweite Fremdsprache oder zweite Naturwissenschaft als Pflicht bis zum Abitur – dieser Beschluß der Bremer Bildungsdeputation klingt doch ganz vernünftig von wegen Europakompetenz bzw. ökologische Katastrophen. In Wirklichkeit geht die Bremer Bildungspolitik dabei auf die Restaurierung des klassischen Elitegymnasiums zu. Die Kanonisierung der Unterrichtsinhalte will die Fiktion einer homogenen, höheren Kultur wiederherstellen.

Denn: Die neue Pflichtfremdsprache bzw. die neue Pflichtnaturwissenschaft werden nicht etwa als zusätzliches Angebot unterrichtet, sondern anstelle solcher Fächer, die bisher nicht zum Pflicht-, sondern eben ganz genauso zum Wahlpflichtbereich gehörten. Fächer mit beruflichen Inhalten (Ernährungslehre, Bautechnik etc.) und gesellschaftswissenschaftliche Fächer (Soziologie, Psychologie) haben unter der Rückbesinnung auf die unselige Gymnasialtradition zu leiden. Selbstverständlich ist die Beherrschung von „drei Sprachen“(Deutsch, Englisch und Mathe) wichtiger Inhalt jener ominöser „Studierfähigkeit“. Doch dieses Ziel ist auch im Rahmen exemplarischen Lernens in vielfältigen Fachgebieten zu erreichen.

Nils Stegemann

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