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Bischof Huber: Trendwende bei Kirchenaustritten

■ Evangelische Kirche fordert Wachsamkeit und entschiedenen Widerspruch gegenüber rechtsextremistischen Tendenzen. Mitgliederwerbung soll verstärkt werden

Die evangelische Kirche in Berlin und Brandenburg will mit einer Mitgliederwerbung die anhaltende Austrittswelle stoppen. Bischof Wolfgang Huber kündigte am Samstag in Berlin vor der Landessynode eine Mission unter den Konfessions- und Religionslosen an.

In diesem Zusammenhang will die Berlin-Brandenburgische Kirche am 19. Mai in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und im Dom zwei „Eintrittsstellen“ einrichten. Die Synode hatte 1997 die Mission und die Gewinnung neuer Mitglieder zum langfristigen Schwerpunkt der Arbeit erklärt. Unter den rund sechs Millionen Bewohnern in Berlin und Brandenburg zählt die Kirche bisher 1,4 Millionen Gläubige.

Huber, Protagonist einer „offenen und öffentlichen Kirche“, sagte, in der Kirche bahne sich eine „Trendwende“ an. 1996 seien 4.000 Erwachsene in die Landeskirche eingetreten. Für 1997 gebe es noch keine Zahlen, doch werde mit einer weiteren Steigerung gerechnet. Die Kirche verliert nach wie vor mehr Mitglieder, als neue hinzukommen. Nach Angaben des Bischofs gehen die Austrittszahlen aber zurück. Hatten ihr 1995 rund 25.000 Menschen den Rücken gekehrt, waren es 1996 noch 16.000 und 1997 etwa 12.000.

Im Zusammenhang mit dem kirchlichen Auftrag zur Mission mahnte Huber vor den 198 Mitgliedern der Synode zu entschiedenem Widerspruch und zur Wachsamkeit angesichts rechtsextremistischer Tendenzen. Viele seien über Ausmaß und Art des Wahlerfolgs der DVU in Sachsen-Anhalt erschrocken. In dem Ergebnis komme zum Ausdruck, „daß sich rechtsextremes Denken in hohem Umfang Eingang in die Alltagskultur verschafft hat“. Das Ziel dieser Kräfte, „national befreite Zonen“ zu schaffen, sei bereits an vielen Orten erreicht. Solange sich die kulturelle Ausbreitung rechtsextremen Denkens nicht in Wählerstimmen niedergeschlagen habe, seien viele zur Verharmlosung bereit gewesen. Diese werde fortgesetzt, wenn in manchen Kommentaren von einer bloßen Protestwahl die Rede sei. Es handele sich aber darum, daß mit der Unterscheidung von „deutsch“ und „undeutsch“ wieder vermeintlich klare Fronten geschaffen werden sollten. Die Entwicklung zeige das Ausmaß an Desorientierung vieler Menschen. Glaube sei dagegen eine verläßliche Orientierung. Er vermittle einen hohen Respekt vor der Würde aller Menschen. dpa

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