piwik no script img

Frühe Fixierung soll einen Währungskrieg verhindern

■ Mit der Festlegung der Wechselkurse haben die EU-Finanzminister bereits Fakten geschaffen. Währungsspekulanten haben jetzt kaum noch Chancen, Kurskorrekturen zu erzwingen

In der Nacht zum Sonntag haben die EU-Finanzminister die Wechselkurse zwischen Mark und Franc und den anderen neun Währungen ein- für allemal festgelegt. Die Kurse gelten ab 1. Januar 1999 und sollen nie wieder verändert werden. Die netten Abwertungen der spanischen Pesete beispielsweise, die in den letzten Jahren den Spanienurlaub immer günstiger gemacht haben, gibt es nicht mehr, umgekehrt aber auch keine Aufwertungen mehr, die den Urlaub etwa in Irland teurer machten.

Auch nach dem 1. Januar 2002, wenn die Mark endgültig abgeschafft wird, verlieren die jetzt festgelegten Wechselkurse nicht ihre Bedeutung. Denn sie legen die Kaufkraft etwa des deutschen Einkommens im übrigen Euro-Land fest, auch wenn dieses Einkommen dann in Euro ausgezahlt und in Spanien oder Italien in Euro ausgegeben wird. Würden die Finanzminister die Mark noch schnell um fünf Prozent aufwerten, wären alle künftigen Urlaube in Euro-Land um fünf Prozent billiger.

Doch jede Aufwertung hat Gewinner und Verlierer. Die Finanzminister haben deshalb nur die bestehenden Leitkurse des Europäischen Währungssystems für alle Zeiten bestätigt. Bis Jahresende, wenn die Kurse in Kraft treten, könnte es noch zu Spekulationswellen kommen. Doch das macht nur Sinn, wenn eine große Zahl von Devisenmaklern glaubt, sie könnten doch noch eine Kurskorrektur erzwingen. Wenn beispielsweise große Mengen von Lire in Mark umgetauscht werden, kommt die italienische Währung unter Abwertungsdruck. Knicken die Notenbanken dann tatsächlich ein und werten die Lira ab, gibt es beim Rücktausch mehr Lire als vorher für die Mark bezahlt wurden.

Aber mit dem Beschluß der Finanzminister der EU vom Wochenende wächst auch die Macht der Notenbanken, Spekulanten ins Leere laufen zu lassen. Nicht nur, daß die Währungsreserven zusammengelegt werden und damit enormes Kampfgewicht erreichen. Im Grunde können die Notenbanken beliebig viele Mark auf den Markt werfen, wenn sie gleichzeitig den Gegenwert in Lire zurückziehen. Die Geldmenge bleibt gleich.

Ab 1.1.99 wird ohnehin alles in Euro umgerechnet. In Brüssel geht man davon aus, daß der Währungskrieg gar nicht erst stattfindet. Seit Monaten haben die Finanzmärkte gezeigt, daß sie an die Entschlossenheit der Regierungen und ihrer Notenbanken glauben. Über den Preis des Euro ist damit noch nichts gesagt. Nach dem Maastrichter Vertrag wird am 31. Dezember 1998 die bisherige Korbwährung Ecu 1:1 in Euro umgerubelt. Der Ecu ist ein Durchschnittswert aller EU-Währungen mit Ausnahme der schwedischen Krone. Das britische Pfund etwa beeinflußt den Wert des Ecu und damit des Euro, obwohl Großbritannien nicht teilnimmt. Sinkt das Pfund bis Jahresende um 10 Pfennig, wäre der Euro um 1 Pfennig weniger wert als heute.

Den Euro-Ländern kann das weitgehend egal sein, weil es an den Kaufkraftverhältnissen innerhalb der Euro-Zone nichts mehr ändert, sondern nur den Kurs des Euro gegenüber anderen Währungen wie Yen oder Dollar. Aber den können die europäischen Finanzminister ohnehin nicht festlegen. Das regeln auch weiterhin der Markt und die Devisenspekulanten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen