: Blues-Veteran made in GDR
■ An die DDR-Karriere im Westen konnte er nicht mehr anknüpfen. Pannach und Kunert waren vielen ein Begriff. Der Liedermacher Gerulf Pannach starb am vergangenen Sonntag im Alter von 49 Jahren
„Sie legen ein unmögliches Verhalten an den Tag, indem sie mit ihren Gitarren auf Show machen und dabei die unmöglichsten Verrenkungen vollführen“, hieß es in einem Bericht der Leipziger Volkspolizei über die Klaus- Renft-Combo.
Das war in der Tagen, als selbstgemachter Rock in der DDR noch einen Ruch von Staatsgefährdung hatte. Der 1948 in Leipzig geborene Gerulf Pannach gehörte zu den Gründungsmitgliedern der legendären Renft-Band.
Der Ruhm der DDR-Avantgarde war schnell verbraucht. Im Zusammenhang mit der Biermann- Ausbürgerung geriet auch Gerulf Pannach in die Schußlinie der Staatspolitik. Kurzen Haftaufenthalten folgte 1977 die Abschiebung in den Westen.
Zusammen mit dem alten Renft-Kumpan Christian Kunert trat Gerulf Pannach fortan im Duo Pannach und Kunert auf. Sie spielten Blues zu deutschen Texten, deren Nähe zu ihrem Freund und Vorbild Wolf Biermann kaum zu überhören war. Biermann war es denn auch, der sich nach ihrer Ankunft im Westen als Starthelfer für das Männer-Duo mit den Dissidentenbärten betätigte.
Trotz anhänglicher Fangemeinde, zahlreicher Auftritte und stets gezollter Anerkennung wollte der Durchbruch in der Musikszene des Westens nie so recht gelingen. Pannach und Kunert machten zusammen fünf Langspielplatten, auf denen sie sich auch an Cover-Versionen von Bob Dylan und den Stones mit eigenen Texten versuchten. Nach Soloprojekten kam es wiederholt zu Comeback-Versuchen des Duos.
Gerulf Pannach war nicht zuletzt auf der Bühne ein Ereignis. Seine Auftritte würzte er mit kabarettistischen Einlagen. Er verfügte stimmlich über drei Oktaven und wurde auch als brillanter Gitarrist geschätzt.
Wie nun aus der Umgebung der ehemaligen Renft-Band bekannt wurde, ist Gerulf Pannach am Sonntag seiner Nierenkrebserkrankung erlegen. Harry Nutt
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