piwik no script img

"Fuck Parade" gegen Kommerz

■ Gegendemonstration zur Love Parade geplant. Stiftung Naturschutz mahnt ökologisches Konzept für Müllawine und Urinfluten an. "Tiergarten nicht zentrale Toilettenanlage"

Als Protest gegen die Kommerzialisierung der Techno-Musik soll es parallel zur Love Parade am 11. Juli wieder eine Gegendemonstration geben. Bei der „Fuck Parade“ würden rund 2.000 bis 3.000 Techno-Fans erwartet, sagte der Veranstalter der Parade, der Frankfurter DJ Trauma XP. Dieser hatte bereits im vergangenen Jahr eine Gegenveranstaltung zur Love Parade unter dem Namen Hate Parade organisiert. Teilnehmen werden nach Darstellung der Veranstalter „DJs aus halb Europa, aus Japan, den USA und Australien“. Gespielt werde vor allem Hardcore- Techno und Drum'n' Bass. Die offiziell angemeldete Gegendemonstration soll am ehemaligen Techno-Bunker in Mitte starten und dann zum Roten Rathaus ziehen. Die Love Parade, an der im vergangenen Jahr mehr als eine Million Techno-Fans teilnahmen, zieht am selben Nachmittag durch den Großen Tiergarten.

Ein ökologisches Gesamtkonzept für die Love Parade haben Naturschützer angemahnt. Es sei „unverständlich und auch unnötig“, daß dieses publicityträchtige Spektakel mit dauerhaften Umweltschäden bis hin zur Grundwasserverunreinigung durch Urin einhergehen müsse, erklärte die Stiftung Naturschutz. „Skandalös“ sei, daß dieses Event auch in diesem Jahr wieder ein Bild der Verwüstung hinterlassen werde, weil sich die Veranstalter für Müllentsorgung und umweltfreundliche Organisation nicht zuständig fühlen.

Der Zug mehrerer hunderttausend Techno-Fans durch den Tiergarten sei „ökologisch verheerend“, kritisierte der Vorsitzende des Stiftungsrats, Norbert Meisner. Als „reinen Wahnsinn“ bezeichnete die Stiftung die geplante Doppelroute vom Brandenburger Tor und vom Ernst-Reuter-Platz zur Siegessäule. Damit würden „gleich zwei Müllawinen auf die Siegessäule zugeführt. Als alternative Wegstrecken kämen die Straße Unter den Linden und die Karl- Marx-Allee in Frage. Auf Kritik stieß unterdessen die Ankündigung der Love-Parade- Veranstalter, sich nicht an den Kosten für die Aufstellung von Toilettenhäuschen und die Müllbeseitigung nach der Parade zu beteiligen. Dies sei Aufgabe des Landes Berlin, das die Parade als Demonstration genehmigt habe, argumentieren die Love-Parade-Macher. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bezeichnete die Ankündigung als „bodenlose Frechheit“.

„Der Tiergarten ist nicht die zentrale Toilettenanlage der Raver, und der Senat darf sich nicht zur Marionette der Veranstalter der Love Parade machen lassen.“ Die Fraktion forderte den Senat auf, die Genehmigung der Love Parade als Demonstration zurückzuziehen und die Techno-Parade statt dessen als kommerzielle Veranstaltung zu genehmigen.

Der Baustadtrat des Bezirks Tiergarten, Horst Porath (SPD), forderte den Senat auf, das Müllproblem nicht auf den Bezirk abzuwälzen. „Der Senat hat entgegen allen Warnungen immer wieder eine politische Demonstration in dieser Veranstaltung gesehen“, sagte Porath. Deshalb müsse der Senat jetzt auch die Konsequenzen tragen. „Das mindeste, was ich erwarte, ist, daß nach der Love Parade die Straße des 17. Juni und der Tiergarten wieder sauber sind“, sagte Porath. taz, dpa, ADN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen