Arbeitslose ganz privat

■ Amt gibt Teil der Jobvermittlung ab

Tausende ArbeitslosenhilfeempfängerInnen sollen künftig nicht mehr vom Arbeitsamt, sondern von privaten Firmen in Jobs vermittelt werden. Das sagte gestern Hamburgs Arbeitsamtschef Olaf Koglin bei der Vorstellung der neuen Joblosenstatistik. Die Behörde erhofft sich dadurch eine bessere „individuelle Betreuung“ der Langzeitarbeitslosen.

Vermittlerfirmen wie die Grone-Schule, der TÜV-Norddeutschland, Dekra oder das Berufsfortbildungswerk des Gewerkschaftsbundes (DGB) sollen in persönlichen Gesprächen individuelle Fähigkeiten der Arbeitslosen erkennen. Sie sollen auf Einstellungsgepräche vorbereiten oder sogar dabei begleiten. Die Firmen werden erfolgsorientiert bezahlt. Wird ein Langzeitarbeitsloser vermittelt und behält seinen Job mindestens sechs Monate lang, kassiert das Unternehmen zwischen 2.000 und 4.000 Mark.

1.000 Erwerbslose hat das Arbeitsamt bislang angeschrieben und ihnen von der Umstrukturierung berichtet. Koglin hofft, daß allein in diesem Jahr 5.000 der 30.000 Hamburger HilfeempfängerInnen freiwillig zu den Privaten wechseln. Nach 12 Monaten werde dann erstmals Bilanz gezogen, erklärte Koglin hoffnungsfroh: „Wenn's klappt, wäre es eine Revolution im Sozialsystem.“

Zufrieden ist der Amtschef auch über den „positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt“. Mit 91.608 registrierten Arbeitslosen in Hamburg sank die Zahl der Jobsuchenden im April um knapp 2700 Personen; gleichzeitig stieg die Zahl der freien Stellen leicht an. „Es boomt in allen Branchen“, kommentierte Koglin euphorisch die Entwicklung. Ein „Grund für Freudentänze“ – wenn da nicht der „hohe Sockel“ der Erwerbslosen wäre. Zwar ist die Zahl der Jobsuchenden im Vergleich zum Vorjahr massiv gesunken. Aber Hamburg registrierte mit 12,8 Prozent immer noch die höchte Arbeitslosenquote seit zehn Jahren. Kai von Appen