: Diepgen sucht Nachfolger für Pieroth
■ Zusage des Kandidaten steht noch aus. Staatssekretär Branoner aus dem Rennen
Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) sucht erneut nach einem Nachfolger für den amtsmüden Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU). Wie aus CDU-Kreisen zu erfahren war, hofft Diepgen darauf, einen externen Kandidaten für die kurze verbleibende Amtszeit bis zum Herbst 1999 gewinnen zu können. Dessen Zusage stehe allerdings noch aus.
Mit seiner Suche nach einem „dritten Mann“ signalisiert Diepgen zugleich, daß sich Pieroths Staatssekretär Wolfgang Branoner kaum noch Hoffnungen machen kann. Der 41jährige Wirtschaftsstaatssekretär hatte im vergangenen Juni Interesse an dem Amt signalisiert, war aber bei Diepgen aufgelaufen. Auch in SPD-Kreisen wird nicht mehr erwartet, daß Branoner noch zum Zuge kommt, denn „diese Lösung hätte man bereits vor einem Jahr haben können.“
Der 63jährige Pieroth hatte sich zu Beginn der Amtsperiode ausbedungen, nach zwei Jahren abgelöst zu werden. Doch Diepgens intensive Suche nach einem Nachfolger war im vergangenen Sommer erfolglos geblieben. Pieroths lustlose Amtsführung wird nicht nur CDU- intern kritisiert, sondern jüngst auch von SPD-Wirtschaftspolitikern.
Längst droht die Hängepartie um die Nachfolge des Wirtschaftssenators nicht nur Pieroth, sondern auch Diepgen zu beschädigen. Für den Fall, daß Diepgen sich erneut eine Absage eines Kandidaten einhandelt, favorisieren Teile der CDU daher Branoner, um der leidigen Nachfolgedebatte ein Ende zu setzen.
Diepgen ist in der Zwickmühle: Bei seinen Kritikern aus dem christdemokratischen Zirkel Union 2000 dürfte eine Entscheidung für Branoner Unmut auslösen. Vor allem Ingo Schmitt, Union-2000-Protagonist und Verkehrsstaatssekretär, verbindet eine innige Rivalität mit dem liberalen Branoner.
Daß solche Eifersüchteleien zwischen rechtem und liberalem Parteinachwuchs eine Lösung blockieren könnten, hält mancher CDU-Abgeordnete allerdings für unklug. Dorothee Winden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen