VW-Piäch überbietet BMW

Der Eigner von Rolls-Royce kann dem höheren Angebot aus Wolfsburg wohl doch nicht widerstehen. Doch wer erhält die wertvollen Namensrechte?  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Im Kaufpoker um den britischen Luxuswagenhersteller Rolls-Royce hat jetzt erstmals Volkswagen die eindeutig besseren Karten als seine bayrische Konkurrenz. Allen vorherigen Zusagen an BMW zum Trotz haben sich Aufsichtsrat und Management des britischen Vickers-Konzern nun eindeutig für einen Verkauf ihrer Automobil-Tochter Rolls- Royce an VW ausgesprochen.

Die endgültige Entscheidung über den Verkauf von Rolls-Royce fällt auf einer außerordentlichen Vickers-Hauptversammlung am 4. Juni. Der Aufsichtsrat des britischen Rüstungskonzerns will dort seinen Aktionären empfehlen, das Kaufangebot von Volkswagen anzunehmen. Es liegt mit 430 Millionen Pfund um 90 Millionen Pfund oder rund 250 Millionen Mark über dem Angebot von BMW. Die Annahme des höheren VW-Angebotes dürfte sich für die Aktionäre direkt in bares Geld verwandeln: Nach einen Rolls-Royce-Verkauf an VW sollen sie eine Sonderausschüttung von 80 Pence oder 2,30 Mark pro Aktie erhalten. Bei einem Verkauf auf Grundlage des bisherigen BW-Angebotes würde diese letztmalige Roll-Royce-Dividende um 25 Pence pro Aktie niedriger ausfallen.

Den Verkauf von Rolls-Royce – diesmal an Volkswagen – hatte eine Vickers-Sprecherin überraschend am Donnerstag abend bekanntgegeben – dies ohne Rücksicht auf die Tatsache, daß Vickers und BMW wenige Tage zuvor schon einen Vertrag über die bayrische Übernahme des britischen Luxuswagenherstellers abgeschlossen hatten. Den überraschenden Schwenk in Richtung Wolfsburg begründete die Sprecherin schlicht mit der Höhe des Kaufgebots.

Spekulationen, nun könnten auch die Bayrischen Motorenwerke noch einmal einen höheren Kaufpreis für Rolls-Royce bieten, hat BMW allerdings bisher noch keine klare Absage erteilt. Zwar hatte der BMW-Vorstand bisher immer betont, daß man das Gebot für den Luxuswagenhersteller auf keinen Fall aufstocken wolle. Gestern wollte sich das Münchner Unternehmen in dieser Frage nicht mehr eindeutig festlegen.

Offiziell wiederholt hat ein BMW-Sprecher inzwischen die Drohung, im Falle eines Verkaufs an VW Rolls-Royce nicht mehr mit Motoren zu beliefern. Volkswagen hat inzwischen allerdings erklärt, ein eventuelles Motorenproblem nach Übernahme von Rolls-Royce sei kurzfristig lösbar. VW-Chef Ferdinand Piäch bezeichnet die Drohung aus München, die Motorenlieferung einzustellen, als „Säbelrasseln, das zum Geschäft gehört“.

Unklar blieb gestern noch, ob Volkswagen mit den Kauf des britischen Luxuswagenproduzenten auch automatisch die Rechte an der weiteren Verwendung des Namens Rolls-Royce erwirbt. Der britische Flugzeugtriebwerkshersteller Rolls-Royce Plc bekräftigte gestern noch einmal, rechtmäßiger Alleinbesitzer der Namens- und Markenrechte an Rolls-Royce zu sein. Dies sei vertraglich festgelegt worden, als man 1973 die Rolls- Royce Motor Cars an Vickers verkauft habe. Der Triebwerkshersteller, der seit langen mit BMW kooperiert, konnte sich gestern eine Einigung mit den Bayern über die Markenrechte durchaus vorstellen. Mit VW habe man noch keine substantiellen Gespräche geführt.