1000 Stimmen für das Leiden der Kinder

Hamburger SchülerInnen unterstützten den Global March gegen Kinderarbeit  ■ Von Kai von Appen

„Go, go, global march!“ rufen sie, und: „Stop, stop, child labour!“ Die elf- bis 17jährigen aus Asien und Afrika ballen entschlossen ihre Fäuste, als sich ihr Demonstrationszug von den Landungsbrücken aus in Bewegung setzt. Rund 1.000 Hamburger SchülerInnen sind zum Hafentor gekommen, um der Manila-Gruppe des globalen Marschs gegen Kinderarbeit einen gebührenden Empfang zu bereiten.

„Ihr verleiht dem Leiden der Kinder eine Stimme“, bedankte sich Bürgerschaftspräsidentin Ute Pape (SPD), die Schirmherrin des gestrigen Hamburger Aktionstages. Gerade Hamburg mit dem „Hafen als größtem Teppichumschlagsplatz Europas“ komme eine besondere Rolle beim Kampf gegen die Kinderarbeit zu. „Im Zuge der Globalisierung haben wir auch eine globale Verantwortung“, mahnte Pape und forderte alle HamburgerInnen auf, keine Ware zu kaufen, die von Kindern hergestellt wurden.

Noch bevor der Protestzug gestern durch die Innenstadt zog, hatte Pape die 25 Kinder und Jugendlichen aus Bangladesh, Indien, Kenia und den Phillipinen auf einer Barkassenfahrt durch den Hafen begleitet. Da bot sich genug Zeit, um mehr über das Schicksal der globalen Marschierer zu erfahren. Der 16jährige Inder Nagawar etwa arbeitete früher als Teppichknüpfer. Sein Chef war der „Herr, ich wurde zum Skalven“, meint Nagawar. Erst als Mitarbeiter einer Kinderorganisation ihn befreiten, begann für ihn ein neues Leben.

„Es ist oft so, daß Kinder befreit oder freigekauft werden müssen, vor allem wenn sie in der Prostitution arbeiten“, berichtet Michael Freitag von der Arbeitsgemeinschaft evangelische Jugend. „Kinderarbeit muß verboten werden“, fordert Freitag. Vor allem solche Formen, die in Prostitution oder Sklaverei mündeten. „Und jede Arbeit, die es verhindert, daß Kinder eine Schulausbildung bekommen.“

Auch Anne aus Kenia fristete jahrelang ein trostloses Dasein. Als Achtjährige mußte sie betteln gehen, um ihre Schwestern, Brüder und die kranke Mutter zu versorgen. Irgendwann kam sie auf die Idee, vor Supermärkten Plastiktüten zu verkaufen. „So hab ich mal 150, ein anderes Mal 300 Schilling verdient“, erzählt die heute 17jährige. Da Kinderarbeit aber verboten ist, wurde sie in Nairobi in ein Jugendgefängnis gesteckt. Anne: „Ich habe mich oft gefragt, warum ich überhaupt lebe. Doch jetzt kämpfe ich mit dem Global March für eine Schulausbildung.“

Am Nachmittag empfing Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) die globalen Marschierer im Hamburger Rathaus. Morgen ziehen die 25 Kinder und Jugendlichen weiter. Ziel ihres Marsches ist Genf, wo am 2. Juni die internationale Arbeitsorganisation IAO tagt und eine Konvention gegen Kinderarbeit verabschieden will.