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Fahrten von Zone B nach Zone B

■ Sumaya Farhat-Naser, Palästinenserin, Ökologin, Frauenrechtlerin berichtet aus „50 Jahren Israel“

„So alt wie der Staat Israel bin auch ich, die Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser. Ich lebe auf dem Boden Palästinas, in den seit 1967 besetzten Gebieten.“

So beginnt „Thymian und Steine“, die Autobiographie der fünfzigjährigen Botanikerin und Ökologin aus dem Westjordanland, heute abend zu Gast im Kolpinghaus mit „Mein Blick auf 50 Jahre Israel“. Kein ganz stromlinienförmiger Gast bei den Bremer Festivitäten zum Geburtstag des Staates Israel – Jubiläums-Erinnerungen „an den Verlust der Heimat, an Flucht und Vertreibung, Fremdherrschaft und Gewalt“ – und also eine ziemlich faire Einladung von Radio Bremen und dem Verein „Erinnern für die Zukunft“.

Ganz unbekannt ist sie in Bremen aber auch nicht, die Frauenrechtlerin, war 1997 zettBeh-Sommergast in der Schauburg, bekam für ihr Buch im gleichen Jahr den evangelischen Buchpreis verliehen, wird gepriesen als Botschafterin des Friedens zwischen Palästinensern und Juden.

Eine Friedensbotin, die mit der israelischen Friedensbewegung zusammenarbeitet und gelernt hat, wo sie hingehört. 1966 ging sie aus Jordanien nach Hamburg zum Studium, als sie zurückkam, nach dem Sechs-Tage-Krieg, gab es ihre Heimat so nicht mehr. Ihr Sohn wurde fünfzehnjährig von israelischen Soldaten angeschossen, ein Kind der Intifada auf der Westbank, das jahrelang mit Zwiebeln in der Hosentasche rumlief (Stichwort:Tränengas). Sie selbst wuchs in Jordanien auf, in Birseit, „wo der Thymian blüht und die Olivenbäume wachsen“. 19 Jahre Frieden mit Pistazien und Ginster, Pfefferminz und Salbei, Zitrus und Mandelblüten: "Wer Palästina verlassen hat“ – im Jahr ihrer Geburt waren das 750.000 Flüchtlinge – „träumt von der Heimkehr“.

Seit 1967 lebt Sumaya Farhat-Naser hier unter israelischer Besatzung, seit den Osloer Vereinbarungen zwischen Israel und der PLO (1993) kantonisiert sich das Land in die vier „Homelands“ Westbank-Nord, Jerusalem, Westbank-Süd und der Gazastreifen. Zwischen ihnen ist die Palästinenserin unterwegs, seitdem sie Ende letzten Jahres ihren Job als Professorin am palästinensischen „think tank“, der Universität Birseit, für die Leitung des „Centers for Woman“ in Jerusalem aufgab.

„Birseit liegt in Zone B“, beschreibt sie im Dezember 1997 ihre heutige Situation, „mein Arbeitsort liegt ebenfalls in einer Zone B. Auf der Fahrt von Birseit nach Jerusalem habe ich täglich zweimal Zone C, dreimal Zone B und einmal Zone A zu durchqueren.“ Ein tägliches Unternehmen, in dem Erdhügel, Stacheldraht und Schikanen überwunden werden müssen: „Ich steige in Birseit in ein Taxi und komme nach fünf Kilometern zur ersten Sperre. Israelische Soldaten blockieren die Straße mit einer Lastwagenladung Steine und Erde. Alle Frauen, Männer und Kinder steigen aus und klettern über die Erdhügel.“ Eine Umleitung, eine zweite Sperre. Eine dritte: „Die Soldaten eilen voraus und bauen mit dem Bulldozer einen neuen Sperrhügel auf. Und wiederum steigen wir aus, klettern einen Hügel hoch und wieder hinunter, steigen in ein anderes Taxi und fahren weiter. Nach zweieinhalb Stunden komme ich an meinem Arbeitsplatz an.“ ritz

Vortrag von Sumaya Farhat-Naser, heute, 13. Mai, um 20 Uhr im Kolpinghaus an der Kolpingstraße 4-6. Ein Gespräch mit ihr sendet die Redaktion von „Art und Weise“ morgen um 15 Uhr auf Radio Bremen 2.

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