Böse am Stammtisch: „Verlassen Sie doch unser Land“
■ Innenstaatssekretär Kuno Böse reagiert auf Kritik an Polizeieinsatz mit Stammtischparole
„Wieviel Polizei braucht Berlin?“ lautete am Dienstag abend das Thema in der SFB-Live-Sendung „Berliner Platz“. Als einer von zahlreichen Studiogästen, die versuchten, über Sinn und Zweck der linken Demonstrationen und der Polizeieinsätze rund um den 1. Mai zu diskutieren, berichtete auch Sabour Zamani über seine Festnahme. Am Samstag, dem 2. Mai, während des Straßenfestes am Südstern wurde Zamani auf dem Rückweg festgenommen. Dabei habe er sich nur bei der Polizei beschwert, weil diese zwei Frauen rüde geschubst hatte, so Zamani.
Der Umgang mit ihm sei „rassistisch“ gewesen, so Zamani. „Sie sind hier nur Gast und müssen sich auch so verhalten“, hätten ihn die Beamten im Polizeifahrzeug aufgeklärt und ihn aufgefordert, Pistole und Messer herauszugeben – Waffen, die er nicht hatte. Erst als sich herausstellte, daß Zamani gebürtiger Afghane ist, seien die Beamten freundlicher geworden: Sie hätten ihn für einen Kurden gehalten, gaben sie ihm zu verstehen, Kurden seien schließlich anders.
Als Zamani nach der Sendung ausführlich mit dem ebenfalls anwesenden Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU) über die Festnahme sprechen wollte, blockte dieser noch im Sendestudio ab: „Wenn es Ihnen hier nicht paßt, verlassen Sie doch unser Land“, sagte der Innenstaatssekretär. Die Stammtischparole war ihm keineswegs unbedacht rausgerutscht. Er wiederholte sie noch einmal, mit einer deutlichen Betonung auf „unser Land“. Sabour Zamani arbeitet übrigens als Diplom-Pädagoge in einem Jugendgästehaus, wo er sich nach eigenen Worten seit 20 Jahren gegen Gewalt einsetzt. Außerdem ist er Leiter des Afghanistan-Zentrums in Berlin. Und Sabour Zamani besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Gereon Asmut
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