■ H.G. Hollein
: Alltagshilfen

Die Frau, mit der ich lebe, spielt mir öfter Kataloge des „Pro-Idee-Versands“ zu. Offenbar vermißt sie in unserem Leben das eine oder andere. Dank der segensreichen Einrichtung des Rückgaberechts war die Gefährtin bisher aber doch meistens zur Genügsamkeit zu bekehren. Sonst würde das „sich selbst aufpumpende Gästebett“ wohl immer noch auf dem Dachboden seines Ersteinsatzes harren. Man kann den Leuten ja schließlich auch rechtzeitig ein Taxi rufen. Größere Überzeugungsarbeit verlangte dagegen ein Produkt, dessen Werbetext die Gefährtin mit kränkender Inbrunst zitierte: „Häßliche Nasen- und Ohrenhaare mindern selbst das gepflegteste Erscheinungsbild.“ Der Nasen-/Ohrhaarschneider von Panasonic mag für weniger Selbstbewußte ein Ausweg sein, ich finde, die Gefährtin hätte beizeiten eben näher hinsehen sollen. Wie auch beim „superleichten Titan-Klappmesser, dessen Klinge herausgleitet wie ein gut geölter Riegel“, und das man „immer mühelos dabeihaben“ kann. Das freut den Profikiller, ist in meinem Büroalltag allerdings von weniger vitalem Interesse. An der „leise sprudelnden Wasserwand“ mit ihren „quirligen Bläschenketten und tanzenden Lichterpunkten“ fand zwar unsere Katze Gefallen, machte aber mit ihrer nicht nachlassenden Begeisterung die verheißene beruhigende Wirkung der Installation gründlich zunichte. Nicht zurückgehen lassen konnten wir leider „das Geheimnis der natürlichen Bräune amerikanischer Filmstars“. Unverständlicherweise verweigerte mir die Gefährtin ihren Körper als Testfläche, und so mußte ein Selbstversuch zeigen, daß die „Bräunungscreme Ultradark“ nicht zuviel verspricht: „Sie duftet angenehm und hält bis zu einer Woche.“ Auf Dauer angelegt ist auch die „Funkuhr Maxim“, die – von der Braunschweiger Atomuhr ferngesteuert – in „1 Million Jahren“ nur „1 Sekunde“ abweichen soll. Die Gefährtin hat mir nur noch nicht darlegen können, wie ich etwaige Reklamationsansprüche geltend machen soll.