: Zoff bei McDonald's
■ Betriebsrat: Arbeitsverträge sind manipuliert / Anzeige wegen Betrugs
Bei McDonald's hängt der Haussegen schief: Der Betriebsrat des Schnellrestaurants in der Obernstraße wirft leitenden Angestellten des Burger-Braters vor, Arbeitsverträge zum Nachteil von Mitarbeitern gefälscht zu haben. Wegen Betrugs und Urkundenfälschung hat Betriebsrat Kemal Diskaya bei der Staatsanwaltschaft Bremen Anzeige gegen Unbekannt eingereicht.
Nach seinen Angaben hat jemand aus der Restaurantleitung das Firmenexemplar der Arbeitsverträge nachträglich mit einem Stempel versehen, der auf den Kopien der Mitarbeiter fehlt. Der Aufdruck besagt, laut Betriebsrat, daß Mitarbeiter kein Anrecht auf freie Ausgleichstage haben. Gemäß des Manteltarifvertrags müsse aber die 40-Stunden-Woche, die bei McDonald's gilt, durch einen freien bezahlten Tag alle zwei Monate ausgeglichen werden. Eine erste Überprüfung des Betriebsrats ergab mindestens sieben Verträge, die offenbar verändert worden sind.
Restaurantleiter Rüdiger Krause verweist Nachfragen an die deutsche McDonald's-Zentrale nach München. Dort war bis gestern abend keine Stellungnahme zu bekommen. In den acht Bremer McDonald's-Filialen gibt es nur in der Obernstraße und an der Domsheide Betriebsräte. Diskaya, der sich mit seiner Arbeit bei McDonald's sein Studium verdient, hält die angeblichen Manipulationen nicht für eine generelle Strategie bei McDonald's. Er glaubt vielmehr, daß sich die Filialleitung mit niedrigen Personalkosten bei der Konzernführung in ein günstiges Licht rücken wollte.
Die McDonald's-Regionalverwaltung in Hamburg hat den 50 Mitarbeitern in der Obernstraße inzwischen brieflich zugesichert, daß ihre tarifvertraglichen Rechte gewahrt blieben. Zum Vorwurf der Manipulation gab es allerdings keine Reaktion.
Diskaya kann sich das Schweigen erklären: Am Mittwoch wird ein neuer Betriebsrat gewählt. Kurzfristig seien gegen den Kandidaten der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten unabhängige Kandidaten aufgetaucht. Wenn der alte Betriebsrat abgewählt würde, wäre McDonald's auch den Manipulationsvorwurf los. Um das zu verhindern, habe er am vergangenen Freitag Anzeige erstattet. jof
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