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Bahn AG geht auf Kundenfang

■ Sommerfahrplan soll vor allem Nicht-Bahnfahrer in die Züge locken. Die Verbindungen werden schneller, Sonderangebote aber limitiert, weitere Ausdünnung des Streckennetzes

Berlin (taz/dpa) – Für 49 Mark von Berlin nach München, von Hamburg nach Dresden oder Köln sowie von München nach Prag, Wien oder Zürich – das ist das seit Wochen angekündigte Sonderangebot, mit dem die Deutsche Bahn AG nun den Abwärtstrend bei ihren Kundenzahlen umkehren will.

Es gilt allerdings nur für Bahncard-Inhaber. Wer nicht im Besitz dieser Ermäßigung ist oder erster Klasse fahren will, zahlt 20 Mark mehr, erster Klasse ohne Bahncard kostet 89 Mark. Die Tarife sollen zusammen mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag in Kraft treten und bis Ende August auf insgesamt zehn innerdeutschen und drei internationalen Strecken gelten. „Das ist eine Ersparnis um bis zu 50 Prozent“, erklärte der neue Mann im Bahnvorstand, Axel Nawrocki, am Freitag. Wer sie nutzen will, sollte sich das rechtzeitig überlegen: Die Plätze sind limitiert.

Gleichzeitig will die Deutsche Bahn AG das Streckennetz verdichten und mehr Großstädte an den InterCity-Express-Verkehr anschließen. In Berlin fahren Fernzüge wieder durch das Stadtzentrum zum Hauptbahnhof, der zum Fahrplanwechsel in Ostbahnhof umbenannt wird. Dadurch entfällt das Umsteigen am jetzigen Kopfbahnhof Zoologischer Garten.

Pünktlich zu Beginn der Urlaubssaison sollen schließlich auch Fahrten ins europäische Ausland günstiger und einfacher werden. Ab dem 1. Juni wird die Deutsche Bahn AG Pauschalangebote wie bisher nur in die Schweiz und nach Österreich in weitere elf europäische Länder anbieten. Eine Fahrt zweiter Klasse zu einem beliebigen Ziel in den Niederlanden soll dann von jedem deutschen Bahnhof aus inklusive aller Zuschläge für 268 Mark zu haben sein. Kroatien kostet hin und zurück 298 Mark.

Mit der „Preisoffensive“ reagiert das Unternehmen darauf, daß immer weniger Reisende die Bahn als Verkehrsmittel wählen. Nachdem die Fahrgastzahlen bereits im vergangenen Jahr drastisch zurückgegangen waren, sank der Umsatz im Nah- und Fernverkehr in den ersten drei Monaten dieses Jahres um weitere zwei Prozent. „Der Benzinpreis ist zu niedrig“, hatte Bahnchef Johannes Ludewig bei der Vorstellung der Bilanzzahlen vor einer Woche gemutmaßt.

Anderer Meinung ist der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der vor allem die Ausdünnung des Streckennetzes kritisiert. Während im laufenden Jahr in Berlin 78 Schienenkilometer hinzukommen sollen, wird es auf dem Land schwieriger, Anschluß zu finden. Die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern streichen parallel Strecken von insgesamt 400 Kilometern Länge. Beate Willms

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