: Vergleichende Werbung ist ab sofort erlaubt
■ BGH-Urteile gestatten, daß sich Werbung künftig auch auf das Konkurrenzprodukt bezieht
Karlsruhe (Reuter/taz) – Der Bundesgerichtshof (BGH) hält vergleichende Werbung, in der ein Artikel mit dem Konkurrenzprodukt verglichen wird, in Deutschland grundsätzlich für zulässig. Der Erste Zivilsenat des Gerichts habe entschieden, daß vergleichende Werbung nicht mehr als unlauter angesehen werden könne, teilte das Gericht gestern in Karlsruhe mit. Dies gelte, wenn die Werbung den Anforderungen einer entsprechenden europäischen Richtlinie entspreche. Die Richtlinie müsse von den Mitgliedern der Europäischen Union bis April 2000 umgesetzt werden. Nach der BGH- Entscheidung sei die Regelung aber schon ab heute zu berücksichtigen. (I ZR 211/95 und I ZR 2/96)
Nach der EU-Richtlinie ist vergleichende Werbung grundsätzlich zulässig, wenn der Vergleich nicht irreführt und die Konkurrenz verunglimpft. Nur nachprüfbare Merkmale dürfen miteinander verglichen werden. Dazu zählt zum Beispiel der Preisvergleich.
Die neue Rechtsprechung eröffne ein „Tummelfeld für Juristen“, erklärte ein Sprecher des Zentralverbands der Werbewirtschaft (ZAW). Durch die vielen Einschränkungen seien Zustände wie in den USA aber nicht zu erwarten, „dort reicht die vergleichende Werbung bis hin zum Rufmord“. Nach deutschem Recht war es Firmen bislang – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht erlaubt gewesen, sich in der Werbung auf Konkurrenten zu beziehen. Die geänderte Rechtsprechung des BGH basiert auf zwei bislang unveröffentlichten Entscheidungen über einen Produkt- und einen Preisvergleich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen