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„Tiefe Spuren der Scham“ bei Gedenken an Solingen

■ NRW-Landtag und 200 Trauergäste erinnern an die Opfer des Brandanschlags vor fünf Jahren

Solingen/Düsseldorf (dpa) – Am fünften Jahrestag des Brandanschlags von Solingen haben am Freitag 200 Menschen der Opfer vom 29. Mai 1993 gedacht. Unter ihnen waren Angehörige der fünf getöteten Kinder und Frauen sowie Vertreter der türkischen Regierung. Vor dem früheren Haus der Familie Genç legten Trauergäste Kränze nieder.

Mevlüde Genç, die nach dem Tod von fünf Familienmitgliedern wegen ihrer Versöhnungshaltung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden war, rief die Menschen auf aufzuwachen. „Dieses Leid soll niemand mehr zugefügt werden“, sagte sie.

Der türkische Staatsminister für Menschenrechte, Ali Sami Türk, sagte: „Wir glauben daran, daß die deutsche Gesellschaft ihre Ernsthaftigkeit und ihre Entschlossenheit zum Ausdruck bringt, solche Ereignisse sich nicht wiederholen zu lassen, die weder mit dem Zivilisationsniveau noch mit dem sozialen Bewußtsein der deutschen Gesellschaft zu vereinen sind.“

Auch der nordrhein-westfälische Landtag hat der Opfer des Brandanschlags gedacht, für den vier junge Solinger zu Haftstrafen verurteilt worden waren. Politiker aller Parteien betonten, die Anstrengungen gegen Fremdenhaß und für eine bessere Integration von Ausländern müßten verstärkt werden. „Der Solinger Brandanschlag hat in ganz Deutschland tiefe Spuren der Scham hinterlassen“, stellte NRW-Innenminister Franz-Josef Kniola (SPD) fest.

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