Kommentar: Flipper-Politik
■ Warum der Großmarkt umziehen muß
Stadtentwicklung ist manchmal nur zu verstehen, wenn man ein gewisses Vergnügen an den Verläufen einer Flipper-Kugel findet. Als in Bremen das Güterverkehrszentrum (GVZ) geplant wurde, da dachte wohl niemand daran, daß hier viel Verkehr entstehen würde. Das GVZ war ja auch geplant als Umschlagplatz von der Straße auf die Schiene, nicht als LKW-Umladeplatz. Auf der kürzesten Verbindung des GVZ zur Bundesautobahn wurde damals das Naturschutzgebiet Ochtum angelegt. Seitdem quälen sich die LKW-Schlangen quer durch die Stadt über die Neuenlander Straße.
Die wurde trotzdem nicht ausgebaut, weil der Verkehrsstau gebraucht wurde als Druckinstrument für eine neue Autobahn quer durch die Neustadt am Flughafen vorbei: die A 281. Sowas würde niemand in Bremen planen, wenn nicht das Geld dafür geschenkt (aus Bonn) würde. Und da Bonn nur Bundesautobahnen finanziert, muß die Straße zum GVZ richtig breit werden mit blauen Schildern. Sowas braucht Fläche, unendlich viel Fläche am florierenden Büro-Standort „Airport City“.
Für Airport City wird Erweiterungsfläche benötigt, der Großmarkt muß umziehen, das ist einleuchtend – solange man sagen kann, daß diese Flächen für den Büro-Standort gebraucht werden. Also sagt man, daß die Autobahn quer über das Großmarkt-Gelände gehen soll, erst ganz zum Schluß. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen